Kyotos Ruhe: Von Nachwuchsgeishas und saftig roten Pagoden

So langsam bahnt sich die Sonne ihren Weg durch die dicken Vorhänge. Fotogene Schatten werden auf die minimalistischen Möbel und die in Erdtönen gehaltenen Deko-Elemente des Hotelzimmers geworfen. Ich bin im Land der aufgehenden Sonne und kann dieses Spektakel bereits vom Bett des Four Seasons Kyoto aus beobachten. Es ist noch früh am Morgen und während Kyoto schon beschäftigt ist, verlasse ich gerade erst einmal mein Bett. Der Morgen beginnt ruhig – und das ist auch gut so, denn dort draußen, vor den Toren meines Hotels, wartet noch genug Trubel auf mich. Außerdem gehört die Ruhe zu Japan dazu, wie eben all die Tausend Tempel, die ich mir heute noch in Kyoto anschauen werde. Stilecht starte ich meinen Tag in einem 800 Jahre alten Ikeniwa, einem japanischen Teichgarten und dem Herzstück des Four Seasons Kyoto unter der wärmenden Sonne. Ich lausche den Vögeln, die bereits durch die Luft fliegen und beobachte die Kois, die ihre Bahnen im hoteleigenen Teich ziehen. Dazwischen bahnt sich die erste Braut ihren Weg auf die Brücke und lässt Fotos von ihrer eigens mitgebrachten Fotografin machen. Dennoch bleibt es ruhig im Four Seasons Kyoto, als wäre jeder Gast, jeder Angestellte des Restaurants „Motif“ schon längst der Magie und der Eigenheit Kyotos verfallen. Anlage mit Tradition: Das Four Seasons Kyoto befindet sich in einem 800 Jahre alten Garten. Classy & minimalistisch: Bar und Café des Four Seasons Kyoto. Gestärkt mache ich mich langsam auf den Weg in das Zentrum und spaziere durch die kleinen Gassen Kyotos. Hinter im Wind flatternden Vorhängen, die die meisten Türen in Japan schmücken, verstecken sich Läden, Büros und, ja, vielleicht auch Wohnungen – doch wirklich wissen wird man es als Tourist nie. Dafür ist es hier zu geheimnisvoll, zu versteckt. Ich mag das Geheimnisvolle an Japan – und vor allem an Kyoto. Es versprüht ein besonderes Flair und lässt mich als Tourist immer wieder neu darüber nachdenken, was sich wohl hinter den in Braun, Grau oder Schwarz gehaltenen Häuserfassaden und ihren Vorhängen verbirgt. Ich biege das erste Mal in eine größere Straße ab und befinde mich direkt in einem riesigen Schwarm von Touristen, der, so scheint es, das gleiche Ziel hat: den Kiyomizu-dera Tempel. Schon von Weitem kann ich die roten Bögen des Tempeldaches erkennen. Als Geisha verkleidete Chinesinnen tapsen in ihren Holzschuhen vor mir in dieselbe Richtung. In der einen Hand tragen sie ihre kleinen Umhängetäschchen, in der anderen einen Stoffschirm gegen die Sonne und vorn im Gurt steckt das Handy. Ich folge ihnen und schleiche gemächlich hinter ihnen den Hügel zum Tempelkomplex hinauf. Der Kiyomizu-dera Tempel ist nicht nur bekannt für das saftige Rot, mit dem hier die Holzbalken der Pagode bepinselt wurden, sondern für die weitläufige Holzterrasse, die einen uneingeschränkten Blick über Kyoto bietet. Ich bahne mir den Weg vorbei an den Geishas, schlendere im Slalom durch weitere Touristengruppen und schnappe mir einen freien Platz an der Holzbalustrade. Vor mir liegt Kyoto – ausgebreitet wie eine Tatami-Matte und immer noch so herrlich friedlich, das ich das Geschnatter der Nachwuchs-Geishas mittlerweile erfolgreich ausgeblendet habe. Der Weg hinunter ist einfacher. Das mag zum Einen an der nicht vorhandenen Steigung liegen, zum Anderen an den Chinesinnen, die nun nur noch ihre weiße Farbe im Gesicht haben – den Rest ihrer Geisha-Verkleidung mussten sie am Tempel-Eingang abgeben. Durch den Yasaka Schrein hindurch, lande ich mitten im Maruyama Park, einer der vielen grünen Oasen von Kyoto. Gerade zur Kirschblüte Mitte April ist dieser Park hier der Lieblingsort für all die Japaner, die sich dann gemütlich unter dem Kirschbaum zum gemeinsamen Sake-Trinken treffen. Heute sehe ich hier nur Touristengruppen mit Wasserflaschen, einer immer wieder andersfarbigen Flagge folgend. Mal sind es Chinesen, mal Amerikaner, mal sogar Deutsche, die auf ihrer Tagestour durch Kyoto versuchen alle Tempel mitzunehmen. Ich beobachte das Spektakel aus der Ferne und erfrische mich am Wasserbrunnen. Ein japanischer Park ist anders, als jene, die ich aus Deutschland kenne. Er versprüht, wie soll es anders sein, Ruhe. Er ist ein Mix aus Religionsstätte und Freizeitort. Ein Ort, an dem Menschen zum Beten kommen, aber auch zum gemeinsamen Trinken und Feiern – oder eben ein Ort, der Touristen anzieht, da sich in seinem inneren Schreine, Pagoden und Tempel verbergen. Ganz anders ist die Ishibei-koji. Diese kleine Gasse scheint in der Zeit stehen geblieben zu sein. Langsam spaziere ich durch die verwinkelte Gasse, bestaune immer wieder die hölzernen Fassaden, Häusereingänge oder Dächer, die sich hier 200 Meter lang aneinander reihen. Der Trubel von Kyoto schafft es nicht in die Gasse. Ganz im Gegenteil. Es scheint noch ruhiger, noch andächtiger, als die Tempel, die ich bereits besucht habe. Viel gibt es in der Ishibei-koji nicht – und das ist auch gut so. Hier eine kleine Wohnung, dort ein echt japanisches Hotel, ein Ryokan und ganz an der Ecke ein Japaner, der kurz mal schnell sein Bambusbäumchen wässert, bevor er wieder hinter dem flatternden Vorhang seiner Eingangstür verschwindet. Geheimnisvoll, sag ich ja. Geheimnisse hat sicher auch der „Path of Philosophy“, denn wieso sollte man einen kleinen Weg, der an einem Fluss entlangführt überhaupt „Philosophen Weg“ nennen? Ich mache mich auf die Suche und finde Ruhe, Amerikaner und Kirschbäume. Ersteres und letzteres sind angenehm, mittleres versperren mir nach und nach, immer wieder aufs Neue, die Sicht auf die noch blühenden Kirschbäume, die sich hier entlang des Flusses in voller Pracht, nur eben hinter einem Selfie-Stick, zeigen. Ich warte und hüte dabei die Holzbank. So lange, bis die Amerikaner die Brücke verlassen und auch ich endlich einmal freie Sicht auf den Philosophen-Weg habe. Schön ist es hier. Ruhig, entspannt und so eigen, dass ich direkt in eine kleine melancholische, nachdenkliche Phase verfalle. Kommt daher vielleicht der Name? Meine Tempel-Liste für heute ist noch endlos lang. Doch eigentlich sehne ich mich nur nach einem japanischen Tee und der Ruhe meines Teichs auf Zeit. Ich mache mich zurück auf den Weg in das Four Seasons Kyoto und freue mich riesig, als ich beim letzten Mal abbiegen all die Touristen, Reisegruppen und Geishas hinter mir lasse und plötzlich ganz allein und ohne Kamera dort sitze, wo ich heute morgen schon meinen Tag begonnen habe. Im Ikeniwa. Dort, wo das Wasser vor sich hin plätschert, die Teestube bereits in vollem Gange ist und die Braut von heute Morgen noch einmal die Stunde vor dem Sonnenuntergang für das ganz besondere Licht auf ihren Hochzeitsfotos mitnimmt. Ich schnappe mir meine Tee-Tasse, schlüpfe in meine Badeschlappen und spaziere in den Spa. So ein Tag voll Tempel, Tee und Touristen kann schlauchen und überfordern. Von Bambus bis Tatami: Der Spa-Bereich des Four Seasons Kyoto. Der Spa-Bereich riecht angenehm wohlig. Genau so, wie ein Ort riechen sollte, den man nach einem anstrengenden Tag auf den Beinen besucht. Ein Ort, der hilft abzuschalten und neue Energie für den nächsten Morgen liefert. Ich hüpfe vom Pool in den Whirlpool, vom Whirlpool auf eine der vielen Bastliegen und freue mich darüber, dass all die anderen Gäste wohl immer noch an Pagoden, Schreinen und durch Parks schlendern, während ich den gesamten Spa-Bereich, die volle Karaffe Orangen-Wasser und alle Stapel von flauschig-weißen Handtüchern für mich habe. Eine Premiere. Japanische Teetradition: Tea time im Four Seasons Kyoto.   Zwischendurch wurde der Tee in meinem Zimmer ausgetauscht. Ich mache es mir ein letztes Mal auf meiner zimmer-eigenen Couch gemütlich, trinke einen Tee nach dem anderen (die Tee-Becher sind aber auch klein) und beobachte, wie sich der Himmel über Kyoto so langsam orange färbt und dabei dem Teich, der sich nun unter mir befindet, eine ganz besondere Farbe gibt. Nach und nach wird die Außenterrasse beleuchtet und auch die anderen Zimmer, die ich von meiner Fensterfront aus beobachten kann erstrahlen im Licht. Da sind sie also, die anderen Touristen. Andächtig in sich gekehrt: eine Geisha beim traditionellen Tanz im Four Seasons Kyoto.   Lange bleiben sie jedoch nicht in ihren Zimmern, denn um 18 Uhr treffen sich alle an der Rezeption. Eine Geisha ist im Haus. Und damit meine ich diesmal keine als Geisha verkleidete Chinesin mit viel zu viel weißem Puder im Gesicht, sondern eine echte Geisha. Zehn Minuten ihrer kostbaren Zeit schenkt sie uns heute und tanzt zu japanischer Musik im viel zu engen Röckchen elegant, wie kaum eine andere. Ihr Gesicht verzieht sie dabei kaum – ganz im Gegenteil. Es bleibt die gesamten zehn Minuten gleich. Ausdruckslos und doch ausdrucksvoll. Japanischer geht es wohl kaum. Es ist bereits stockdunkel draußen und während sich das gesamte Hotel für den Abend zurechtmacht, setze ich mich an den nun voll und ganz beleuchteten Teich, bestelle mir einen Sake an der Bar und genieße den Abend, wie soll es anders sein, in kompletter Ruhe – fernab von Nachwuchs-Geishas und saftig roten Pagoden. Mehr zu Japan? Gibt es von uns im Travellers Archive – zum Beispiel über Japanisch Kochen in Ishigaki. Wer sich eher für China und Hongkong im Speziellen interessiert, dem sei ein Blick in den Hongkong Reiseführer vom Travellers Archive mit den besten Hongkong Reisetipps empfohlen. Offenlegung: Der Autor war Gast des Four Seasons Kyoto während eines Round-The-World-Trips mit Star Alliance and Travellers Insight. | #staralliance | #travellersinsight

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