Neu ist: Wir knnen den Planeten zugrunde richten

Kriege, Krankheiten, Katastrophen und andere Krisen ziehen sich durch die Geschichte der Menschheit. Ewald Frie, Professor fr Neuere Geschichte an der Universitt Tbingen, hat in einem groen Forschungsprojekt mit anderen Historikern untersucht, wie Menschen in der Vergangenheit mit Bedrohungen umgegangen sind. Im Buch Krisen anders denken berichten Frie und seine Kollegen ber ihre Erkenntnisse. impulse: Die Unterzeile Ihres Buches lautet Wie Menschen mit Bedrohungen umgegangen sind und was wir daraus lernen knnen. Warum lohnt sich der Blick in die Vergangenheit? Ewald Frie: Unserer Ansicht nach vermehrt das Wissen um vergangene Krisen die Fhigkeit, mit zuknftigen Bedrohungen umzugehen. Jede Gesellschaft findet eigene Wege im Umgang mit Krisen. Aber zwischen ihren unterschiedlichen Vorgehensweisen gibt es charakteristische hnlichkeiten. Sie haben sich unterschiedliche Krisen angeschaut: Pestausbrche, Pandemien oder die Asienkrise. Was sind die Gemeinsamkeiten? Wir sehen Muster, die sich wiederholen: Eine Bedrohung wird benannt, als ein fr die Gesellschaft zentrales Thema dargestellt. Wir beobachten in dieser Phase viel Konkurrenz um die Frage: Was genau ist eigentlich das Problem? Das fhrt zu scharfen Auseinandersetzungen. Dann gibt es eine Art Pingpong zwischen Lsungsvorschlgen, die hufig nicht funktionieren, und schlielich eine neue Definition des Problems. Diesen Prozess durchlaufen Gesellschaften im Verlauf einer Krise mehrmals. Knnen Sie ein Beispiel dafr nennen? Henning Tmmers zeigt das in unserem Buch anhand der Debatten ber Aids in den 1980er-Jahren. War Homosexualitt das Problem? Das Verhalten einer bestimmten Gruppe von Homosexuellen? Oder ging es um eine nicht hinreichend solidarische Gesellschaft und ein zu wenig reflektiertes Sexualverhalten aller, wie Rita Smuth letztlich erfolgreich propagierte. Was folgt dann? Verschiedene Gruppen versuchen, Ressourcen und Menschen zu mobilisieren, um das Problem zu lsen. Und wir sehen in den Krisen, die wir untersucht haben, dass gesellschaftliche Selbstbilder ins Wanken geraten. Das ist bei Krisen in unserer heutigen Zeit nicht anders. Wir sehen das in hufig gebrauchten Metaphern. Zum Beispiel die Debatte zu Flucht und Migration in den 1990er-Jahren: Das Boot ist voll-Plakate beschreiben eine andere Zukunftsvision als die Aufkleber Alle Menschen sind Auslnder. Fast berall. Das Buch Wie Menschen mit Bedrohungen umgegangen sind und was wir daraus lernen knnen.Ewald Frie (Hrsg.), Mischa Meier (Hrsg.)Propylen, 560 Seiten, 32 Euro Verndert sich eine Gesellschaft also durch Krisen? Es finden deutliche Verschiebungen statt. Die Asienkrise Ende der 1990er-Jahre zum Beispiel: Die Tigerstaaten mussten Neustrukturierungen in Kauf nehmen, um Gelder vom Internationalen Whrungsfonds zu bekommen. In Indonesien hatte das erhebliche Auswirkungen auf die demokratischen Strukturen. Der Staatsprsident Suharto musste zurcktreten. Und weltweit ist seit dieser Krise die Wahrnehmung von Globalisierung eine andere als zuvor. Das hatte besonders auf eine soziale Gruppe Auswirkungen, auf die Unternehmensvertreter. Fr sie war es das Ende des Optimismus. Was kann ich als Einzelne aus den vergangenen Krisen lernen? Man kann durchaus fr sich selber mitnehmen: Jene, die sich anfangs an die Spitze der Mahner und Alarmierer setzen, berschtzen ihre Mglichkeiten, Vernderungen zu kontrollieren. Am Ende sind es nicht diese Menschen, die vorn stehen. Die Welle berrollt sie. Fast immer steht am Ende etwas ganz anderes, als die ersten lauten Mahner vorhergesagt haben. Zum Beispiel? Karlmann, der Ururenkel Karls des Groen, wollte das Karolingerreich aus der Krise retten, indem er den moralischen Mahner gab. Normanneneinflle wurden als Strafe Gottes interpretiert, gegen die Nchstenliebe und ein gottgeflliges Leben helfen sollten. Gentzt hat es nichts. Karlmann starb bei einem Jagdunfall, das Monopol der Karolinger auf die Knigsherrschaft endete 888. Die Zukunft gehrte regionalen Gren, die so gewaltttig wie pragmatisch waren. Auf Karlmanns flammende Appelle zu mehr Moral und Nchstenliebe gaben sie wenig. Geht es auch anders? Angela Merkel hat sich 2015 und 2016 sowie 2020 in ganz eigener Weise an die ffentlichkeit gewandt. Sie hat nie groe Metaphern verwendet, nicht wie andere gesagt: Wir fhren einen Krieg gegen das Virus. Stattdessen hat sie immer sehr zurckgenommen formuliert. Uns ist das so vorgekommen, als wrde sie bewusst die Chancen ausschlagen, die in der dramatischen Eskalation liegen, um langfristig den Prozess kontrollieren zu knnen. Die Corona-Pandemie, Klimawandel, Krieg: Es kann einem so vorkommen, als nehme die Zahl der Krisen zu. In der Geschichtswissenschaft gibt es eine Argumentation, die davon ausgeht, die Moderne funktioniere im Modus der Krise. Im Gegensatz dazu htten vormoderne Gesellschaften weniger auf Krisen reagiert, weil sie an das Transzendentale geglaubt haben und durch diesen Glauben mit grerem Vertrauen ausgestattet waren. Sie klingen skeptisch. Ich halte das fr falsch. Auch Menschen im 12. oder im 17. Jahrhundert haben nicht einfach auf Gott vertraut und abgewartet. Sie haben genauso wie wir heute versucht, ihr Leben zu gestalten und waren genauso besorgt. Was heute jedoch anders ist: Wir sind in der Lage, uns ber alle Bedrohungen gleichzeitig zu informieren. Dadurch knnen wir Probleme besser lokalisieren. Aber sie scheinen uns auch allgegenwrtiger. Mehr zum Thema Interview mit Jutta Heller Sie mssen vertrauen, dass es besser wird! Krisen lassen sich nicht vermeiden entscheidend ist, wie Sie darauf reagieren. Im Interview erklrt Resilienztrainerin Jutta Heller, wie Sie Ihre Grenzen erkennen und Ihre... Psychische Grundbedrfnisse 4 Strategien fr mehr mentale Widerstandsfhigkeit Aktuell mssen viele Unternehmer groen Druck und ngste aushalten. Wer mental gut durch die Krise kommen will, sollte auf seine psychischen Grundbedrfnisse achten. Welche... Teamresilienz So strken Sie krisengeschttelte Teams Kriege, Konflikte, Inflation: Belegschaften mit hoher Teamresilienz kommen besser durch Krisen. Psychologin Kristin Knipfer erklrt, wie Sie Ihr Team widerstandfhig machen. Hat diese Gefhl einen Einfluss? Im Buch haben wir einen Beitrag ber den Hurrikan Irma auf Haiti. Aus dem Text wird klar, dass die Menschen dort schon mit so vielen Bedrohungen konfrontiert sind, dass eine weitere Katastrophe sie nicht noch mehr in Alarmbereitschaft versetzen kann. Sie leben in dauerhafter Beunruhigung. Das hat Folgen: Das Vertrauen in grere Strukturen geht verloren. Man verlsst sich nur noch auf sich selbst und das nchste Umfeld. Die Wahrnehmung einer Krise hngt also nicht nur vom Ausma des Problems ab. Sondern auch davon, wie eine Gesellschaft aufgestellt ist und welche Erfahrungen sie bereits mit Krisen gemacht hat. Wir beklagen uns heute ber Krisen von historischem Ausma oder ber noch nie dagewesene Herausforderungen. Gibt es die berhaupt? In schwierigen Situationen berufen sich Menschen hufig auf die Geschichte: So schlimm wie heute war es noch nie. Auf ihre Art sind die Texte in unserem Buch vielleicht ganz heilsam. Weil sie zeigen, dass jedes Zeitalter seine eigenen Herausforderungen gehabt hat und dass wir verhltnismig gut gepuffert sind gegen Krisenfolgen. Sind wir also heute besser gegen Krisen gerstet als in der Vergangenheit? Whrend der Corona-Pandemie konnte der Staat in Deutschland und anderen Lndern einen Teil der Wirtschaftsttigkeit substituieren. In einer vergleichbaren Situation im 18. Jahrhundert wre das ausgeschlossen gewesen. Der Staat htte gar nicht ber die Mittel dafr verfgt. Das ist ein sehr groer Unterschied zwischen heutigen und vergangenen Krisen. Und eines ist leider noch neu: Dass wir die Mglichkeit haben, unseren Planeten im Ganzen zugrunde zu richten. Dazu waren die Menschen vor der Industrialisierung nicht in der Lage. Die kologische Frage, vor der wir stehen, ist darum aus meiner Sicht wirklich neu. Auch wenn der apokalyptische Ton, den ich damit anschlage, alt ist.

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