Rose Bikes wählt erstmalig BetriebsratBocholt – Rund 700 Beschäftigte waren deutschlandweit aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Mit knapp 80 Prozent fiel die Beteiligung hoch aus.Novum beim Bocholter FahrradherstellerRose Bikes kann auf eine lange Firmengeschichte zurückblicken, schließlich wurde das Bocholter Familienunternehmen 1907 gegründet. Doch aus dem kleinen Fahrradladen ist ein europaweit agierender Fahrradhersteller mit rund 700Beschäftigten allein in Deutschland geworden, von denen circa 550 in Bocholt arbeiten. Am Donnerstag nun gab es ein Novum in der Firmenhistorie. Denn erstmalig waren die Mitarbeiter aufgerufen, einen Betriebsrat zu wählen. Den gab es trotz der Größe des Unternehmens vorher nicht.Drei Listen zur WahlVon 10 bis 15 Uhr hatten die Beschäftigten in Bocholt und in den anderen deutschen Standorten von Rose Bikes die Möglichkeit, ihre Stimme abzugeben. Zur Wahl hatten sich drei Listen gestellt, auf denen die Namen von 8, 14 und 18 Personen aus allen Abteilungen standen. Die 13künftigen Betriebsratsmitglieder wurden nach dem D’Hondt-Verfahren ermittelt. „Aus jeder Liste sind Personen im neuen Betriebsrat vertreten“, teilte am Donnerstagabend Tanja Brinckmann mit. Die 45-Jährige arbeitet seit 25Jahren bei Rose Bikes und gehört von Beginn an zum Gremium der Vertrauensleute, die die Interessen der Arbeitnehmer seit 2014 vertreten. Abgestimmt hätten am Donnerstag 554 Mitarbeiter, also knapp 80 Prozent der Stimmberechtigten. „Das ist eine gute Quote und zeigt, dass das Interesse groß war“, sagte Brinckmann. In gut zwei Wochen finde die konstituierende Sitzung des Betriebsrates statt, bei der auch der Vorsitzende und sein Stellvertreter gewählt würden.Schon vor zehn Jahren hatte die IG Metall Bocholt den Versuch unternommen, bei Rose Bikes einen Betriebsrat zu installieren. „Damals sind meine Kollegen leider gescheitert“, berichtete der heutige IGM-Chef Benjamin Pankow im Gespräch mit unserer Zeitung. „Umso mehr freut es mich, dass wir es jetzt geschafft haben.“ Die Gewerkschaft habe den jetzigen Prozess von Anfang begleitet und in gewisser Weise auch mit angestoßen. Zusammen mit einigen Mitarbeitern stand Pankow am Donnerstag an der Schersweide mit einem Stand und verschenkte Würstchen an die Rose-Bikes-Mitarbeiter. „Auf das Betriebsgelände durften wir nicht“, sagte Pankow.Enorm gewachsen„Wir haben uns als Geschäftsführung aus der Wahl komplett herausgehalten, dann wollten wir der IG Metall dafür auch keinen Platz bieten“, sagte Rose-Bikes-Geschäftsführer Thorsten Heckrath-Rose auf BBV-Anfrage zu dieser Entscheidung. Der Unternehmer betonte, dass er nichts gegen einen Betriebsrat habe. „Aber wir arbeiten seit über zehn Jahren mit einem gewählten Gremium aus Vertrauensleuten zusammen, die die Interessen der Arbeitnehmenden gut vertreten und die sich mit uns auf Augenhöhe besprochen haben.“ Inhaltlich würden sich durch einen Betriebsrat keine großen Unterschiede zur bisherigen Situation ergeben, „da wir den Modus kennen, mit einem gewählten Gremium zusammenzuarbeiten“.Der Wunsch, einen Betriebsrat zu gründen, sei vor gut zwei Jahren bei der Belegschaft aufgekommen, berichtete Tanja Brinckmann. „Wir sind in den letzten Jahren enorm gewachsen und vieles hat sich verändert“, sagte die Vertrauensperson. Nach einer Info-Veranstaltung der IG Metall Ende April 2023 im Drosselsaal des Textilwerks habe es eine interne Abstimmung der Mitarbeiter gegeben. Und eine knappe Mehrheit habe sich da für einen Betriebsrat ausgesprochen. AmDonnerstag nun fand die Wahl statt.
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