Roy Wechler Roy Wechler zum Berufsbild Bestatter und Trauerredner / Mitglied der BATF Die Zeit, in der wir uns von einem Menschen verabschieden, bleibt lange in Erinnerung. Manchmal sogar ein Leben lang. Die mancherorts immer noch schablonenhaft wiederkehrenden Bestattungsrituale, die Liturgien und auch der barocke Anklang der Orgel werden jedoch oftmals als unzeitgemäß und wenig tröstlich empfunden. Der Anteil der Bestattungen ohne jedwede Trauerfeier ist auch in Folge dessen stark angestiegen. Eine Abschiedsfeier kann aber auch ganz anders in Erinnerung bleiben: stimmungsvoll, bestärkend und lebensnah; zeitgemäß und tröstlich. In meinem Heimatort Hildesheim ist die Abschiedskultur schon seit einigen Jahren sehr von Veränderungen geprägt worden, wodurch sich viele neue Wege und Möglichkeiten eröffnet haben. Eine Abschiedsfeier kann nach wie vor traditionell oder auch bunt und aufwändig zelebriert werden – und dann wieder geht eine Trauerfeier still und leise von statten. Dazwischen liegen viele feine und oft auch individuelle Nuancen, durch die dann ein Abschied in Erinnerung bleibt. Die Abschiedsrede, die Ansprache zum Tod eines Menschen ist dabei ein zentraler Punkt. Nach 35 Jahren Berufstätigkeit als Bestatter kann ich sagen: die Abschiedsrede ist sogar der zentrale Punkt, der von der Trauergesellschaft am nachhaltigsten wahrgenommen wird. Wo kam sie/er her? Wer war sie/er? Wo ging sie/er hin? Wie bleibt sie/er in Erinnerung? Das sind wohl so die ersten übergeordneten Fragen, die in vielen Vorgesprächen angesprochen werden – und die Fragestraße kann dann noch bis fast unendlich abgewandert werden, um dann aus der Essenz eine passende Ansprache zu schreiben, oder sonstwie festzuhalten, denn einige Trauerredner schreiben ja nicht – die reden einfach so! Wie bei allen Wortbeiträgen kommt es jedoch nicht nur darauf an, was gesagt wird – sondern das Wie ist oft viel entscheidender. Besonders bei Trauerreden zählt das Fingerspitzengefühl, die Temperatur der Stimme, die Lautstärke, die Körpersprache. Passen Sprachstil und Wortwahl zur Zuhörerschaft? Und wie aufmerksam konnte man überhaupt zuhören? Die Wissenschaft hat ja festgestellt, dass ein Satz höchstens 13 Worte lang sein soll, um vom Empfänger gut aufgenommen zu werden. (Mist – das waren jetzt 21). Dazu sollen die Worte dann auch noch berühren – aber gerade das soll dann ja sehr maßvoll geschehen und ohne Pathos und, und, und … Sich als Trauerredner diesen Fragen und dieser Verantwortung zu stellen ist sicher manchmal ganz schön nervenaufreibend – kann aber auch sehr viel positive Energie freisetzen und geradezu beflügeln. Meine Tätigkeit als Trauerredner – die vielen Geschichten, die vielen Gespräche und Begegnungen – bestimmt nicht immer einfach – aber in der Summe sind sie eine absolute Bereicherung. In der BATF teilen wir unsere Erfahrungen und alle Facetten dieses Berufsbildes. Durch diesen Austausch kann man sich ganz gut selbst überprüfen im Hinblick auf das, was man da selbst so alles macht und glaubt und schreibt. Vielleicht sind Sie ja gerade auf dem Weg, um als Trauerredner tätig zu werden oder Sie suchen nach regelmäßigem Austausch in diesem vielseitigen Beruf? Wir freuen uns auf jeden Fall an Ihrem Interesse – kommen Sie doch mal auf uns zu. Wir beißen nicht. Der Beitrag Roy Wechler zum Berufsbild erschien zuerst auf BATF – Bundesarbeitsgemeinschaft Trauerfeier e.V..
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