Singapur: Der Top-Standort in Asien im Aufbruch

Trotz hoher Kosten ist Singapur weiterhin attraktiv für Start-Ups, Regional Headquarters, Holding-Gesellschaften, Investmentfonds und Family Offices. Das Ende der Pandemie und verstärkte Bestrebungen einen alternativen oder zusätzlichen Standort zu China zu etablieren, sorgen dafür, dass Singapur für Unternehmen vieler Wirtschaftszweige attraktiver ist als je zuvor – und das obwohl der Stadtstaat erst jüngst zur teuersten Stadt der Welt gekürt wurde. Unter den deutschen Unternehmen planen unter anderem BioNTech und Siemens die Inbetriebnahme neuer High-Tech-Produktionsstätten. Doch nicht nur für große Konzerne wird das Land immer interessanter. So wurde Singapur laut Human Resources Online jüngst zum vielversprechendsten Start-up-Ökosystem in Asien gekürt und steht im weltweiten Ranking nun auf dem sechsten Platz vor Deutschland (7.). Zudem etablieren sich immer stärker Family Offices. Bereits jetzt befinden sich 59% der asiatischen Family Offices in Singapur, von denen 23% vor zwei Jahren oder weniger gegründet wurden. Es lohnt sich daher, sich mit den verschiedenen unternehmerischen Möglichkeiten vor Ort auseinander zu setzen. Attraktive Gesellschaftsformen So bietet Singapur eine Vielfalt an Niederlassungsformen. Dazu zählen Vertretungsbüros (Representative Offices), Zweigniederlassungen (Branch Offices) oder Limited Liability Partnerships (LLPs). Private Company Limited by Shares (Pte Ltd) Mit einem Anteil von rund 80% ist jedoch die Private Company Limited by Shares (Pte Ltd) die häufigste Gesellschaftsform. Sie entspricht funktional der deutschen GmbH. Ihre Gründung ist unkompliziert und kostengünstig, weshalb sie auch die bevorzugte Gesellschaftsform ausländischer Investoren und Gründer ist. Die Anteile können zu 100% von ausländischen Investoren getragen werden. Die Haftung der Anteilseigner ist grundsätzlich auf ihre Einlage beschränkt. Diese unterliegt keiner Mindesthöhe. Variable Capital Companies (VCC) Relativ neu ist die Variable Capital Company (VCC). Dabei handelt es sich um eine fondsspezifische Gesellschaftsform, welche im Januar 2020 in Singapur eingeführt wurde, um eine Alternative zu den etablierten Strukturen in globalen Fund-Standorten wie Luxemburg, Irland oder Mauritius zu bieten. VCCs können für traditionelle oder alternative Strategien genutzt werden und als open-end- oder closed-end-Fonds strukturiert sein. Ein open-end-Fonds ermöglicht es den Anlegern, ihre Anlagen nach eigenem Ermessen zurückzugeben, während ein geschlossener Fonds dies den Anlegern gerade nicht erlaubt. Sie können neu gegründet oder aus einem bestehendem Investment Fonds umgewandelt werden. VCCs können als eigenständiger Fonds oder, und das ist der wirkliche Neuwert, als Umbrella-Fonds mit zwei oder mehr Teilfonds fungieren. Letzteres bietet den Vorteil, dass Vermögenswerte und Verpflichtungen in den jeweiligen Teilfonds isoliert bleiben. Zudem werden durch die Nutzung gemeinsamer Dienstleister, wie Wirtschaftsprüfern oder Verwaltungsbeauftragten, Kosten eingespart. Außerdem besteht die Möglichkeit, eine VCC mit lediglich einem Anteilseigner beziehungsweise einem einzigen Vermögenswert zu gründen. Dies ermöglicht es, die VCC als Master Fonds mit einem oder mehreren Feeder Fonds oder selbst als Feeder Fonds einzusetzen. Anteile können ohne die Zustimmung der Anteilseigner ausgegeben oder zurückgegeben werden. Dividenden können aus dem Kapital oder den Gewinnen ausgeschüttet werden. Ein weiterer Vorteil der VCC gegenüber den existierenden Gesellschaftsformen ist, dass die Liste der Anteilseigner, die Satzung und der Jahresabschluss nicht öffentlich zugänglich gemacht werden müssen, und damit die Privatsphäre der Investoren geschützt ist. Unbürokratische Gesellschaftsgründung Singapurs effizientes und liberales Wirtschafts- und Rechtssystem ermöglicht eine schnelle und unbürokratische Abwicklung von Gesellschaftsgründungen und Anteilsübertragungen. So benötigt die Gründung einer Pte Ltd erfahrungsgemäß gerade einmal ein bis zwei Wochen. Anforderungen einer Pte Ltd Eine Pte Ltd besteht aus mindestens einem, maximal aber 50 Gesellschaftern. Diese können sowohl natürliche als auch juristischer Personen wie eine deutsche GmbH oder AG sein. Jede Pte Ltd muss mindestens einen Direktor bestellen, der seinen gewöhnlichem Aufenthalt in Singapur hat. Außerdem ist ein Company Secretary zu bestellen, der die gesellschaftsrechtlichen Bücher und die Korrespondenz mit dem Gesellschaftsregister ACRA führt. Insbesondere bei kleineren und mittelgroßen Gesellschaften wird er meist von externen Rechtsanwälten oder Wirtschaftsprüfern gestellt. Ähnlich der deutschen UG (haftungsbeschränkt) sieht die Pte Ltd keine Mindesthöhe für das Stamm- beziehungsweise Haftungskapital vor. Sie kann daher bereits mit einem Gesellschafteranteil von einem Singapur-Dollar gegründet werden. Das Stammkapital kann zur Verfolgung des Geschäftszwecks eingesetzt und aufgebraucht werden, ohne dass eine Nachschusspflicht besteht. Anforderungen einer VCC Jeder VCC muss grundsätzlich von einem zulässigen Fondsmanager (Permissible Fund Manager) betreut werden. Die Aufsichtsbehörde in Singapur erwägt zudem, die Definition der zulässigen Fondsmanager zu erweitern, um die Verwaltung eines VCC auch durch ein Single Family Office zu ermöglichen. Daneben muss auch bei der VCC mindestens ein Direktor mit gewöhnlichem Aufenthalt in Singapur und ein Company Secretary bestellt werden. Ein Direktor muss zudem durch den Direktor oder qualifizierten Vertreter (Qualified Representative) des Fondsmanagers gestellt werden – dies kann auch zugleich der lokale Direktor sein. Schnelle und einfache Anteilsübertragung Die Übertragung von Anteilen an singapurischen Gesellschaften erfolgt schnell und einfach. So bedarf es keines notariellen Übertragungsvertrags. Gewisse Formalitäten sind jedoch auch in Singapur zu beachten. Der Übertragende und der künftige Anteilseigner müssen ein (einseitiges) Share Transfer Form unterzeichnen. Die Übertragung muss zudem meist von der Geschäftsführung (Board of Directors) genehmigt werden. Pro Anteilsübertragung ist innerhalb von zwei Wochen eine Stamp Duty in Höhe von 0,2% des Verkaufspreises beziehungsweise des Wertes der Anteile an die Steuerbehörde zu entrichten. Vorteil: Steuern Ungeachtet der hohen Lebenshaltungskosten bietet Singapur gerade in puncto Steuern signifikante Anreize. Geringe Körperschaftssteuer Die Körperschaftssteuer ist mit 17% relativ niedrig. Der effektive Steuersatz ist sogar noch niedriger, da die ersten 10.000 Singapur-Dollar Gewinn eines Jahres zu 75% und die nächsten 190.000 Dollar Gewinn zu 50% grundsätzlich steuerbefreit sind. Für neu gegründete Gesellschaften sind in den ersten drei Geschäftsjahren 75% der ersten 100.000 Singapur-Dollar Gewinn und 50% der nächsten 100.000 Dollar grundsätzlich steuerbefreit. Singapur hat ein territoriales Steuersystem, weshalb nur dort erwirtschaftete Gewinne oder solche, die nach Singapur transferiert werden, besteuert werden. Keine Besteuerung von capital gains / Keine Quellensteuer auf Dividenden Ein singapurisches Steuerprinzip von wesentlicher Bedeutung ist die Nichtbesteuerung von capital gains. Gewinne die bei der Veräusserung von Immobilien, Beteiligungen an Gesellschaften und dergleichen anfallen, werden danach nicht besteuert, solange der Erwerb und die Veräußerung nicht Geschäftszweck der Gesellschaft ist. Dividenden, die nach erfolgter Versteuerung der Unternehmensgewinne in Singapur an Gesellschafter im Ausland ausgeschüttet werden, unterliegen keiner Quellensteuer. Steuervorteile für VCCs Die Gründung von VCCs wird durch die Regierung mit erhöhten steuerlichen Anreizen unterstützt und gefördert. Eine Umbrella-VCC muss nur eine Steuererklärung abgeben, unabhängig von der Anzahl ihrer Unterfonds. Für die ersten drei Geschäftsjahre können VCCs unter Umständen von der bereits erwähnten Steuerbefreiung für neu gegründete Gesellschaften profitieren. Dividenden aus VCCs sind ebenfalls steuerbefreit. Ferner können sich VCCs noch bis 31. Dezember 2024 für bestimmte Steuervorteile bewerben und so weitere Befreiungen für bestimmte Investitionen über die gesamte Laufzeit des Fonds genießen. Bei der Einstufung werden die Fondsgröße und die Unternehmensausgaben berücksichtigt. Zugelassene Fondsmanager können zudem von einem vergünstigten Steuersatz von nur 10% auf Gebühreneinnahmen aus dem Management der VCC profitieren. Großes Netzwerk an Doppelbesteuerungsabkommen Singapur verfügt über ein dichtes Netz von Doppelbesteuerungsabkommen, insbesondere mit Ländern in der asiatischen Region. Dies ist für Holdinggesellschaften besonders attraktiv. Spezifische Anreize für Family Offices Singapur verfügt über eine steigende Anzahl von Family Offices. Sie umfassen verschiedenste Aufgaben, von der Verwaltung von Finanzinvestitionen, bis hin zur Vermögens- und allgemeinen Lebensplanung. Mit der Einführung des Global Investor Programme (GIP) ermöglicht das Economic Development Board (EDB) ausländischen Investoren und Family Office Principals die Möglichkeit, eine sehr begehrte, ständige Aufenthaltsgenehmigung (Permanent Residency) zu erhalten, wenn sie etwa ein Single Family Office mit Assets under Management im Wert von 200 Mio Singapur-Dollar aufsetzen. Auch kann es Erleichterungen bei der Beantragung von Arbeitsvisa geben. Aus steuerlicher Sicht kann auch das Family Office von den oben erwähnten allgemeinen Steuervergünstigungen in Bezug auf das Einkommen durch die Management Fees profitieren. Weitere Befreiungen sind zudem für die Erträge aus den durch das Family Office verwalteten Fonds möglich. Arbeitsmarkt Die Arbeitsmarktbedingungen sind aus Unternehmersicht sehr gut. Firmen können auf gut ausgebildete internationale Arbeitskräfte zugreifen, wenn es auch in bestimmten Gebieten – etwa Pflegepersonal oder Technologie- und Software Spezialisten – Engpässe gibt. Die hohe Lebensqualität erleichtert es, Spitzenkräfte zu einem Umzug nach Singapur zu bewegen. Es besteht jedoch ein entsprechend hohes Lohnniveau. Traditionell ist die Erteilung eines Arbeitsvisums im vollen Ermessen der Behörden. Um hier mehr Transparenz und Planbarkeit zu schaffen, wird ab September 2023 ein neues Bewertungssystem für die Entscheidung über Employment-Pass-Anträge, das COMPASS-System eingeführt. Unternehmen können damit anhand einer strukturierten Bewertungsmatrix die Chancen des Bewerbers auf die Erteilung des Employment Pass vorhersagekräftiger ermitteln. Dabei werden neben dem Gehalt die Qualifikation des Bewerbers aber auch die Diversität am Arbeitsplatz honoriert.  Das Arbeitsrecht ist sehr flexibel gestaltet und richtet sich in großen Teilen nach den Vereinbarungen des Arbeitsvertrages. Fazit Singapur geht gestärkt aus der Pandemie hervor. Interessierte Unternehmen und Investoren sollten sich nicht von den hohen Lebenshaltungskosten abschrecken lassen. Attraktive Gesellschaftsformen, ein geringer Bürokratieaufwand sowie angebotene Steueranreize bieten attraktive Rahmenbedingungen für eine Vielzahl von Investitionen und möglichen Firmengründungen, sei es für Start-Ups, Regional Headquarter, Holding-Gesellschaften, Investmentfonds oder Family Offices.

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