STENA BALTICA – Entspannt mit der Frachtfähre nach Schweden

Die Stena Line-Fähren von Rostock ins südschwedische Trelleborg sind hinlänglich bekanntlich. Weiter östlich gibt es jedoch mit der Linie Gdynia –Karlskrona und der STENA BALTICA eine interessante Alternative. Foto: Kai Ortel.   Das Zauberwort heißt „RoPax“. „Ro“ steht für RoRo-Frachtfähre, „Pax“ für Passagiere. Eine Frachtfähre, die auch Passagiere mitnimmt, eine genau solche ist die STENA BALTICA. Um 23:59 Uhr macht sie sich an diesem Augustabend auf den Weg über die südliche Ostsee, vom polnischen Gdynia nach Karlskrona in der südschwedischen Region Blekinge. Die Stena Line weist auf ihrer Webseite vorsorglich darauf hin, dass es auf diesem Schiff „nicht ein so großes Bordangebot“ gebe wie auf den beiden anderen Fähren der Route, dass jedoch das Restaurant ein „leckeres Büfett“ biete und auch die Bar zu einem Drink einlade. Ganze 18 Testberichte weist die Stena-Website für die STENA BALTICA aus. 14 davon sind Fünf-Sterne-Bewertungen, an Bord ist also offenbar alles in bester Ordnung. Wir werden es herausfinden. Foto: Kai Ortel. Zu sechst an Bord Pünktlich um 22:15 Uhr trifft die STENA BALTICA aus Karlskrona in Gdynia ein. Bereits 15 Minuten später kommt in Begleitung eines Terminal-Mitarbeiters ein einzelner Fußpassagier vom Schiff, RoPax-Reisen sind für Fußgänger seit jeher eine höchst familiäre Angelegenheit gewesen. In Richtung Schweden sieht es kaum anders aus. Außer mir warten nur noch fünf weitere Passagiere ohne Auto im Terminal auf das Boarding, ein Elternpaar mit Teenagertochter und ein junges Pärchen, das ungefähr genauso wenig Aufmerksamkeit erregt. Foto: Kai Ortel. Das Boarding für unser kleines Sextett beginnt um 23:30 Uhr. Es wird ein Blick auf die Bordkarten geworfen, wichtiger ist aber, noch vor dem Gänsemarsch zum Schiff, die kurze Corona-Belehrung – auf Polnisch und (mir zuliebe) auf Englisch. Dabei erfahren wir auch, dass auf der STENA BALTICA einiges anders ist als auf den beiden großen Fähren auf dieser Route. Z. B. sind die Mahlzeiten an Bord im Preis inbegriffen – typisch für Frachtfähren, wo in der Regel die Lastwagenfahrer in der Mehrheit sind. Außerdem geht es, immer hinter dem Mann mit der Warnweste her, direkt auf dem Kai zu Fuß an Bord. Zuerst über die Bugrampe auf Frachtdeck 3 und von dort dann per Fahrstuhl nach Deck 7, dem Hauptpassagierdeck. Foto: Kai Ortel. Französisches Erbe Meine gebuchte Außenkabine hat sich durch wundersame Fügung in die einzige Suite der STENA BALTICA verwandelt – Nr. 9012, die wahrscheinlich schönste und größte Kabine von allen an Bord. Alles ist in dezenten Brauntönen gehalten, und zwei Fenster blicken über den Bug des Schiffes. Es gibt einen Flachbild-Fernseher, einen Schreibtisch, einen kreuzfahrttauglichen Wandschrank und natürlich auch ein Bett, in dem die Nacht höchst komfortabel zu werden verspricht. Sogar ein Hinweis auf die Vergangenheit des Schiffes findet sich hier: Die Telefonnummern beziehen sich auf die „Numéros d’Urgence“, darunter die des „Lieutenant de Quart“ (wachhabende Offizier) und des „Comissaire“ (Steward). Oben drüber auf dem Schild: der französische Schiffsname COTENTIN, unter dem die STENA BALTICA zu Beginn ihrer Karriere sechs Jahre lang fuhr. 2005 hatte die französische Reederei Brittany Ferries das Schiff bei Aker Yards in Helsinki bestellt, abgeliefert wurde es 2007 als COTENTIN für die Ärmelkanal-Routen Cherbourg – Poole und Poole – Santander. Konzipiert als Unterstützung für die Auto- und Passagierfähren der Reederei, verfügte die COTENTIN über eine Frachtstellfläche von knapp 2.200 Lademetern (120 LKW) und über eine Passagierkapazität für 160 Personen in 120 Kabinen. 2013 wurde die Linie Poole – Santander jedoch ein- und die COTENTIN zum Verkauf gestellt. Die RoPax-Fähre „made in Finland“ ging in Bareboat-Charter an Stena RoRo und das in STENA BALTICA umbenannte Schiff am 22.11.2013 auf seiner neuen Linie Gdynia – Karlskrona in Dienst. Foto: Kai Ortel. Abfahrt um Mitternacht An diesem Augustabend hat es die STENA BALTICA eilig. Bereits um 23:45 Uhr macht sie die Leinen los, eine Viertelstunde vor der fahrplanmäßigen Abfahrtszeit. Zur selben Zeit erfolgt die Durchsage des Kapitäns mit der Wetter- und Seewettervorhersage für die kommende Nacht – auf Englisch und Polnisch. Da das Schiff von Stena RoRo gechartert ist, stellt die britische Stena-Tochter Northern Marine die Offiziere an Bord, und das Schiff fährt unter britischer Flagge mit Heimathafen London. Die Service-Besatzung hingegen ist schwedisch, und diese wie jene erweckt in den ersten Minuten der Überfahrt den vertrauensvollen Eindruck höchster Professionalität. Draußen an Deck geht es ohne Maske und Desinfektionsmittel locker zu. Eine Handvoll LKW-Fahrer steht hier an der Reling, Mindestabstände sind also auch kein Problem. Die STENA BALTICA ist ohnehin kein Schiff für Menschenmassen, von daher also im Corona-Sommer 2020 die perfekte Wahl auf dieser Route. Zunächst geht es mit dem Heck voran in Richtung Hafenausfahrt, erst auf Höhe der Crist-Werft wendet die STENA BALTICA. Das nächtliche Spektakel mit Blick auf die hell erleuchtete Großwerft ist sehenswert, auch wenn es bedeutet, dass ich dafür auf einen spätabendlichen Besuch am Büffet verzichten muss. Man kann eben nicht alles haben. Foto: Kai Ortel. Himmlische Ruhe und Sonnenschein Kurz nach 5 Uhr bin ich, den offenen Vorhängen vor den Kabinenfenstern sei Dank, das erste Mal wach, Zeit für einen Rundgang über die menschenleere Fähre. Die STENA BALTICA erweist sich dabei als kein Luxus-Schiff. Die Kabinentüren und –korridore sind schmucklos, der Boden hier wie in den Treppenhäusern aus Linoleum. Gemütlicher, wenn auch vielleicht noch immer nicht luxuriös, wird es da in der „Baltic Lounge“. Schwere Polstersessel in den Farben Aprikose, Braun und Stena-Rot laden hier in höchst großzügigen Abständen voneinander zum „Abhängen“ ein – ob wegen Corona oder weil einfach generell so viel Platz vorhanden ist, ist schwer zu sagen. Außerdem steht ein Kicker im Raum, und ein Fernsehbildschirm hängt an der Wand. Die Morgensonne scheint durch die fast raumhohen Fenster, während die Ostsee draußen spiegelglatt und Karlskrona noch drei Fahrtstunden entfernt ist. Ein herrlicher Tag, bis hierher. Foto: Kai Ortel. Die Baltic Lounge liegt wie die angrenzende Baltic Bar an einem längs des Schiffes verlaufenden Gang, der auf Deck 7 die öffentlichen Räume für die Passagiere an Steuerbord von der Küche und den Crew-Unterkünften an Backbord trennt. Vorne im Schiff schließt sich das Büffet-Restaurant an die Baltic Bar an. Auch hier sind die Metallstühle und Tische von der eher einfachen Art, aufgelockert wird das Ambiente allerdings durch eine Reihe grauer Sitzbänke im ebenfalls nordisch-kühlen Design. Das Ganze versprüht jetzt nicht gerade den Charme eines alten englischen Landhauses, ist aber für die Zwecke einer Ostsee-Frachtfähre natürlich völlig ausreichend. Foto: Kai Ortel. Corona-Frühstück Während all dieser Zeit begegne ich an Bord keinem Menschen. Info, Shop und Restaurant sind noch geschlossen, nur aus letzterem zeugt ein wenig Geklapper mit Geschirr davon, dass das Frühstücksbüffet hinter den Kulissen bereits vorbereitet wird. Das Restaurant selber öffnet erst um 8 Uhr, wobei auch dann der Andrang überschaubar ist. Eine halbe Stunde später sind es vielleicht ein bis zwei Dutzend Menschen, die sich hier eingefunden haben, um sich für den Tag zu stärken, wobei zumeist Jogginghosen und T-Shirts die Textilien der Wahl darstellen. Frachtfähre halt. Die überall auf Tischplatten, Lederpolstern und an den Wänden angebrachten „Please keep Distance“-Aufkleber sorgen überdies dafür, dass sich niemand zu nahe kommt, auch in dieser Hinsicht bildet die Reise mit der STENA BALTICA einen wohltuenden Kontrast zu so mancher Kreuzfahrtfähre, auf der sich die Passagiere in Disco, Shop oder Cafeteria traditionell dicht an dicht drängen. Es gibt Rührei und Kartoffeln, dazu ökologischen Fairtrade-Beuteltee, den man sich als einziges selber aufbrühen darf. Alles andere wird am Büffet erst „nach Ansage“ auf den Teller getan – auch darin unterscheidet sich die Fährreise im Sommer 2020 von so manch unbeschwertem Kurztrip in der Vor-Corona-Zeit. Foto: Kai Ortel. Karlskrona in Sicht Als das Frühstück beendet und der Koffer gepackt ist, geht es gegen 9 Uhr für die Ankunft in Karlskrona an Deck. Der Sonnenschein von heute früh ist inzwischen wieder verschwunden, dafür gibt es an der Reling jetzt mehr zu sehen. Zuerst passiert unser Schiff an Steuerbord die kleine Seefestung Kungsholm, die seit über 300 Jahren die Zufahrt zu Karlskrona mit seinem Marinehafen beschützt und angeblich die am längsten ununterbrochen genutzte militärische Anlage der Welt ist. Danach kommt an Backbord auch schon Karlskrona selber in Sicht und uns die STENA VISION entgegen; letztere hat den Anleger erst kurz zuvor für uns frei gemacht. Sie bedient die Route nach Gdynia zusammen mit der STENA SPIRIT, beide verkehrten bis 2010/11 auf der Linie Kiel – Göteborg. Foto: Kai Ortel. Eine Drehungen noch vor dem Anleger im Vorort Lyckeby, dann ist die neuneinhalbstündige Nachtfahrt der STENA BALTICA von Polen nach Südschweden beendet. Auf dem Frachtdeck 3 holt ein hafen-eigener Minibus die Fußpassagiere ab und setzt diese nach einer Slalomfahrt durch diverse Check-In-Häuschen, wartende LKWs und Zaunlabyrinthe an der Eingangstür zum Terminal ab. Den hiesigen Nahverkehrsbus in die Innenstadt sehen wir da zwar gerade vor uns abfahren, aber sogar das kann einen an diesem herrlichen skandinavischen Sommermorgen nicht aus der Ruhe bringen. Denn entspannter als mit einer Frachtfähre wie der STENA BALTICA kann man selbst in Corona-Zeiten nicht in Schweden ankommen. Foto: Kai Ortel.

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