Tschüss, Oma

Ein kurzer Abschiedsbrief. (CN Krieg, Gewalt, Missbrauch, Narzissmus, Sucht) Tschüss, Oma. am 16.10.2017, so wurde mir über ein paar Ecken mitgeteilt, bist Du verstorben. Ich wünsche Dir sehr, dass Du Deinen Frieden gefunden hast. Mein letzter Stand war, dass Du nicht neben Opa begraben sein wolltest, weil Du Angst davor hattest, dass er Dich im Jenseits weiter misshandeln könnte. Und Du die Vorstellung furchtbar fandest, dass Du bis in alle Ewigkeit diesem Mann so nah sein müsstest. Falls Du Deine Meinung nicht geändert hast, wünsche ich Dir, dass sie Deinen Wunsch respektieren und Dich woanders begraben. Alles andere wäre eine große Frechheit. Ich sitze hier und hab Tränen in den Augen. Wir hatten nie ein wirklich gutes Verhältnis, aber auch kein ausnehmend schlechtes. Das meiste, was ich von Dir weiß, weiß ich von meiner Mutter, Deiner Tochter. Das hat leider auch unser, Deins und mein Verhältnis zueinander beeinflusst. Trotzdem konnte ich Dich noch Deinem 90. Geburtstag letztes Jahr besuchen und Du hast meinen Herzensmann kennenlernen können. Du mochtest ihn, er war Dir sympathisch, Du hast mich ein paar Mal gefragt, ob er mich gut behandelt, das war Dir wichtig. Du hattest aber den richtigen Eindruck, er ist einer von den Guten. Wenn ich mich recht erinnere, war Dein Leben vor dem Krieg furchtbar, Du musstest in der Meierei arbeiten und wurdest von Deinem Vater misshandelt. Dann hast Du irgendwann Opa kennengelernt, ein Kriegsveteran mit abgeschossenem Arm und Granatsplittern in der Wirbelsäule, und weil Du es nicht anders wusstest, hast Du ihm halt geholfen und ihn geheiratet. Er dankte es mit Vergewaltigung und Prügel. Wieviele Abtreibungen hattest Du? Du warst Stammgast bei der Engelmacherin. Vier Kinder haben die Versuche überlebt, unzählige nicht. Ein Kind starb im Kindesalter, schwerbehindert mit offenem Rücken, eine Folge von Sagrotanspülungen in der Gebärmutter, um das Kind abzutreiben. Meine Mutter hat Dir das nie verziehen, aber das weißt Du ja. Ich verstehe Dein Handeln sehr gut und ich bin die letzte, die das verurteilen würde. Es ist sogar schwer, in meinem Opa da einen astreinen Täter auszumachen. Er war schwerst traumatisiert vom Krieg, war in Russland an der Front, hat dort reihenweise Frauen verstümmelt und vergewaltigt. Er war erst Mitte zwanzig, er zog mit. Und hat dann dieses Frauenbild und eine schwere Alkoholabhängigkeit mit nach Hause gebracht und seine Frau und seine Tochter verprügelt und missbraucht. Du wusstest Dir nicht anders zu helfen, als selbst anzufangen zu trinken und Tabletten zu schlucken. Du hattest auch Deine Tablettensucht unterstützende Ärzte. Erst vor wenigen Jahren, in Deinen 80ern, kam mal jemand auf die Idee, Dich auf Entzug zu setzen. Danach ging es Dir besser, Du konntest langsam Deine Traumata verarbeiten, klarer denken, wusstest, was alles scheiße gelaufen ist und hattest meinen Informationen nach auch gute Gespräche mit meiner Mutter über die Vorkommnisse. Auch mit mir. Du hast verstanden, dass es immens wichtig ist, den Geschädigten gegenüberzutreten und um Verzeihung zu bitten. Ich weiß, Oma, Dein Leben war ganz schön Scheiße. Und die letzten Jahre waren von Schmerzen und Einsamkeit geprägt. Ich war zu krank und konnte Dir nicht helfen. Das tut mir sehr leid, aber ich denke, Du hast es verstanden. Ich werde Dich als eine schwer gezeichnete Frau in Erinnerung behalten, die am Ende einen klaren Kopf hatte und zumindest mit mir ihren Frieden geschlossen hat. Und ich mit ihr. Ich hab Dich lieb, Oma. Ich möchte gern glauben, dass Du da, wo Du jetzt bist, keine Schmerzen mehr hast, keine seelischen und keine körperlichen. Du hast schon zu Lebzeiten genug gelitten. Du hast Deinen Frieden verdient. Deine älteste Enkelin <3

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