Frithjof Laaser zum Berufsbild

Frithjof Laaser Frithjof Laaser zum Berufsbild Trauerredner / Mitglied der BATF „Der Tod ist ein Problem der Lebenden. Tote Menschen haben keine Probleme.“ Norbert Elias Das ist lakonisch ausgedrückt aber rational betrachtet sicher richtig, wenn wir es nur vom vergänglichen Teil allen Lebens her betrachten. Emotional ist das aber eine ganz andere Geschichte, zumindest für den Teil der Menschen, der noch am Leben ist. Wenn wir Glück haben, erreichen wir heute ein stolzes Alter jenseits der 80 und wenn wir ganz großes Glück haben, erreichen wir dieses Alter in einem körperlichen und geistigen Zustand, der zumindest soweit noch passabel ist, dass wir in diesem Alter das Leben auch noch genießen können oder zumindest mehr gute als schlechte Tage haben. Irgendwann ist es aber vorbei, hoffentlich dann kurz und schmerzlos. Meine Eltern haben mal vor vielen Jahren zu meinen Geschwistern und mir gesagt: „Wenn wir mal sterben, dann könnt ihr uns anonym beerdigen und einen Redner brauchen wir auch nicht.“ Wir waren wie vor den Kopf gestoßen und die spontane Reaktion war: „Das könnt ihr gleich vergessen!“ Zum einen konnten wir uns nicht vorstellen, sie irgendwo zu verscharren und zum anderen war eine Trauerfeier ohne Rede unvorstellbar, schon aus dem Grund, weil mein Vater ja selber über viele Jahrzehnte einer der führenden Trauerredner in Berlin gewesen ist. Das Motiv war klar, sie wollten uns nicht zur Last fallen, daher kein Grab zum Pflegen, mit dem Zwang zum Friedhofsbesuch dahinter, auferlegen. Und mein Vater hatte natürlich auch nichts gegen einen Redner generell, das wäre ja noch schöner gewesen. Er hat bloß immer nach dem Motto gearbeitet, sprich nie in der eigenen Familie oder im engsten Freundeskreis. Und daher wollte er auch nicht, dass einer seiner Freunde, ebenfalls sehr gute Redner, diese schwere Aufgabe hätte übernehmen müssen. Am Ende haben wir einen überredet und mein Vater hat eine sensationelle Trauerfeier bekommen, hat ein schönes Grab auf dem Friedhof Wilmersdorf in Berlin, auf dem Friedhof, wo er selbst so oft gesprochen hat, sozusagen sein „Wohnzimmer“. Und meine Mutter weiß, wo sie später hinkommt und dass es für uns Kinder keine Belastung ist, dort gelegentlich vorbei zu kommen und mal ein paar Blümchen mitzubringen. Und damit kommen wir zum entscheidenden Punkt: Wenn wir für unsere Verstorbenen eine schöne Trauerfeier machen wollen, weil sie es verdient haben, wir keine kirchliche Feier wünschen, dann brauchen wie einen Redner oder eine Rednerin. Aber aus eigener Erfahrung soll man sich die Aufgabe, die Rede zu halten, nicht selber aufbürden, ich denke, selbst wenn man dazu in der Lage wäre, hat man doch an so einem Tag das Recht, einfach nur traurig zu sein und Abschied zu nehmen und muss nicht auch noch selbst diese schwere Verantwortung tragen, vor der Trauergemeinde zu stehen und dem Verstorbenen gerecht zu werden. Geschulte professionelle Redner haben den Vorteil, dass sie Abstand haben, neutral, nicht selbst betroffen sind, auch wenn sie sicher mitfühlen können und sollen. Und dass sie in der Lage sind, das Wichtige von dem weniger Wichtigen zu unterscheiden. So versuche ich, meine Arbeit zu machen. Und das fängt damit an, dass man sich selbst zurücknimmt. Ich selber bin dann völlig unwichtig, ich bin für die anderen da, ich kann zuhören, Fragen stellen oder erzählen lassen. Ich sammle Informationen und versuche später in der Rede das zu transportieren, was den Angehörigen wichtig ist, ich vertrete aber auch die Interessen des Verstorbenen, nicht alles, was ich erfahre, muss dann ausgesprochen werden. Ich mache mir ein Bild und erzähle eine Geschichte, die Geschichte eines Menschen oder zumindest einen kleinen Teil davon, so dass man erkennt, um wen es geht und was diesen Menschen so besonders macht. Nicht besonders im Sinne von außergewöhnlichen Leistungen oder von all dem Erreichten, sondern besonders im Sinne der Bedeutung, die er für die Menschen hatte, die jetzt von ihm Abschied nehmen wollen. Das wird manchmal traurig, kann aber auch gerne mal lustig sein. Wenn man alle diese Emotionen zulässt und jeder von der Trauerfeier etwas Erinnernswertes für sich mitnehmen kann, dann hat man als Redner seine Arbeit gut gemacht und wird dies auch selber als Bereicherung für sich selbst empfinden können. Die Probleme der Lebenden hat man dadurch noch nicht gelöst aber Sie können nach einem würdevollen Abschied wieder etwas befreiter nach vorne schauen. Der Beitrag Frithjof Laaser zum Berufsbild erschien zuerst auf BATF – Bundesarbeitsgemeinschaft Trauerfeier e.V..

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