Ist Ghostwriting unmoralisch? Ein „Dialog“ mit ChatGPT Immer wieder treffe ich auf Menschen, die, wenn sie von meiner Arbeit als Ghostwriterin erfahren, bedenklich den Kopf wiegen, ihr Unbehagen aber meist nicht richtig in Worte fassen können. Diese Erfahrung wollte ich nutzen, um einmal die KI, die künstliche Intelligenz, zu beauftragen, mir einen Blogbeitrag über die moralischen Aspekte des Ghostwritings zu schreiben, den ich hier dazu nutzen möchte, um mit meinen eigenen Worten darauf zu reagieren. ChatGPT: Der erste moralische Aspekt betrifft die Authentizität des Werkes. Wenn ein Autor ein Buch von einem Ghostwriter schreiben lässt, kann dies dazu führen, dass das Werk nicht mehr vollständig von ihm selbst stammt. Wenn ein Leser ein Buch liest, geht er davon aus, dass es die Ideen und Gedanken des Autors widerspiegelt. Wenn ein Ghostwriter das Werk jedoch größtenteils geschrieben hat, kann es den Eindruck erwecken, dass der Autor nicht wirklich hinter den Inhalten des Buches steht. P. K. T. : Ja, es stimmt, natürlich stammt das Werk nicht vollständig von der Autorin, schließlich hat eine Ghostwriterin daran mitgewirkt. Das ändert jedoch nichts daran, dass es – zumindest nach meiner Überzeugung und Art zu arbeiten – tatsächlich die Ideen und Gedanken der Autorin widerspiegelt. Es ist in meiner langjährigen Tätigkeit als Ghostwriterin noch nie vorgekommen, dass meine Auftraggeberinnen, die Autorinnen, nicht hinter den Inhalten standen, denn diese erarbeiten wir in dem Entstehungsprozess sehr sorgfältig. Autorinnen haben ein außerordentliches Interesse daran, dass ihre Gedanken präzise vermittelt werden. ChatGPT: Ein weiterer moralischer Aspekt betrifft die Anerkennung. Wenn ein Ghostwriter an einem Buch beteiligt ist, ist es wichtig, dass er oder sie angemessen anerkannt wird. Es wäre unethisch, einen Ghostwriter einzustellen und dann seinen Beitrag nicht zu würdigen. Ein Autor, der einen Ghostwriter engagiert, sollte sicherstellen, dass der Ghostwriter in den Credits des Buches aufgeführt ist und angemessen vergütet wird. P. K. T.: Auch das ist richtig. Dem wird, zumindest in meinen bisherigen Werken, Rechnung getragen, indem ich im Impressum aufgeführt und meist noch zusätzlich bei den Danksagungen erwähnt oder sogar auf dem Cover genannt werde. Letzteres ist seit einigen Jahren zunehmende Praxis, um Transparenz zu schaffen. ChatGPT: Ein weiterer wichtiger Aspekt betrifft die Einstellung zum Schreiben selbst. Wenn ein Autor einen Ghostwriter engagiert, um das Buch zu schreiben, kann dies dazu führen, dass er oder sie die Wertschätzung für das Schreiben selbst verliert. Das Schreiben ist ein wichtiger Teil des kreativen Prozesses, und wenn ein Autor es auslagert, kann er das Gefühl haben, dass er etwas verpasst hat. Ein Autor sollte sich daher gut überlegen, ob er bereit ist, einen Teil des kreativen Prozesses auszulagern. P. K. T.: Mal ehrlich – wenn eine Autorin bereit ist, fünfstellige Beträge für das Ghostwriting zu bezahlen, liegt allein darin schon recht viel Wertschätzung. Die meisten meiner Autorinnen haben, bevor sie zu mir kamen, selbst versucht, ihr Anliegen in Buchform zu bringen. Und sind kläglich daran gescheitert. Sie merken schnell, dass es nicht ausreicht, auf der Schule mal eine Eins in Deutsch bekommen zu haben. Es ist außerdem ein Merkmal einer guten Ghostwriterin, seine Autorinnen möglichst intensiv in den kreativen Prozess einzubinden. ChatGPT: Schließlich gibt es auch moralische Fragen in Bezug auf die Qualität des Buches. Ein Autor, der einen Ghostwriter einstellt, muss sicherstellen, dass der Ghostwriter in der Lage ist, die Qualität des Werkes zu liefern, die er erwartet. Es wäre unethisch, einen Ghostwriter einzustellen, der nicht in der Lage ist, die gewünschte Qualität zu liefern, nur um Zeit und Stress zu sparen. Also, die Logik in dieser Argumentation hinkt doch ein wenig. Zunächst einmal ist es nicht per se unethisch, durch Einkauf einer Fremdleistung Zeit und Geld zu sparen. Das ist in allen anderen Wirtschaftsbereichen selbstverständlich – und zwar gerade deshalb, weil man gute Qualität haben will, die man selber nicht bieten kann. Die Qualität wird durch Textproben, die die Ghostwriterin liefert (auch in diesem Blog) sichergestellt. In meinen Verträgen haben Autorinnen immer auch die Möglichkeit, die Zusammenarbeit nach der ersten Phase zu beenden, sollte die gelieferte Arbeit nicht den Erwartungen entsprechen. Noch ein paar Gedanken zum Schluss, um eventuelle Missverständnisse auszuräumen: Nicht nur wenig kreative Autorinnen beauftragen eine Ghostwriterin, wie die Argumentation von ChatGPT nahelegt, sondern nicht wenige leiden unter Legasthenie und scheuen sich, auch nur kurze Texte selbst zu verfassen. Nicht zuletzt wird außerdem oft unterschätzt, was es braucht, um ein Buch logisch, unterhaltsam, zielgruppengerecht und dem Inhalt angemessen aufzubauen. Ein Buch ist eben mehr als die Summe einzelner Sätze. Der Beitrag Ist Ghostwriting unmoralisch? erschien zuerst auf atemwort storytelling.
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