Vom Sinn und Unsinn der Bewerbungsstandards

Angenommen, Sie mchten sich ein neues Auto zulegen. Nach welchen Kriterien suchen Sie es aus? Nach den VA-Schrauben am Ersatzradkasten, den neuen Zapfen am Heckklappenschloss oder der verbesserten Elektronik im Fensterheber? Wahrscheinlich nicht. Stattdessen interessieren Sie sich fr Optik, Elektro- oder Benzinmotor, Wartungsintervalle, die Straenlage bei hoher Geschwindigkeit, den Wiederverkaufswert oder das satte Motorengerusch. Und whrend der Kufer einer Familienkutsche auf die Attribute sicher, Platzwunder und Schiebetr anspringt, lsst sich der Cabrio-Kufer von Fahrspa, leichtgngigem Verdeck und serienmigen Alufelgen locken. Was hat der Autokauf mit Ihrer Bewerbung zu tun? Sehr viel. Nmlich, dass Sie als Hersteller/Bewerber verschiedene Modelle/Bewerbungsvarianten im Portfolio haben sollten, um jede definierte Zielgruppe/Unternehmen mit den passenden Features/Qualifikationen und mit der dafr wirkungsvollsten Argumentation zum, Kauf/zur Einstellung zu bewegen. Diese Argumentation sollte stimmig sein sowie schnell erfassbar all die Informationen bieten, die Ihre Kompetenz als Hersteller/Bewerber bei speziell diesem Modell/Jobrichtung deutlich machen. Fr Ihre Bewerbungsunterlagen bedeutet das, dass Sie die Vielzahl der im Internet und in Gesprchen genannten vermeintlichen Bewerbungsstandards in Frage stellen und selbst entscheiden sollten, welcher Aufbau und welche Argumentation frderlich ist, um GENAU IHRE JOBBEZOGENEN Highlights ins rechte Licht zu rcken. Schlielich ist es Ihr Ziel, dass Ihre Qualifikationen anerkannt werden, dass man Sie enthusiastisch einldt und dass das Jobinterview durch die in der Bewerbung ausgelegten Kder zum Heimspiel fr Sie wird. Die 5 meistdiskutierten Bewerbungsstandards Motivationsschreiben Der Begriff Motivationsschreiben versetzt Bewerber regelmig in Unruhe: Was ist der Unterschied zum Anschreiben? Wird das Motivationsschreiben zustzlich zum Anschreiben gefordert? Was soll da drin stehen? Die Antwort ist schnell gegeben: Sie brauchen keine zwei Schreiben und es soll darlegen, warum Sie in Ihrem Zielunternehmen auf GENAU DIESER Position arbeiten mchten. Im Grunde ist der Begriff Motivationsschreiben ein Hilferuf der Unternehmen: Leute, verschont uns mit den immergleichen langweiligen Aufzhlungen Eures Werdeganges, sondern schreibt uns einfach, warum Ihr den Job wollt, was Euch dafr qualifiziert und was wir davon haben, Euch einzustellen! Und das Ganze bitte auf maximal einer Seite. Seitenzahl Lebenslauf Hat ein Bewerber schon sehr viele interessante und fr die angestrebte Stelle relevante Erfahrungen gemacht, versucht sie jedoch auf ein oder maximal zwei Seiten unterzubringen, fallen ziemlich sicher wichtige Details weg. Die andere Alternative: man entscheidet sich dafr, so viel Inhalt wie mglich unterzubringen. In diesem Fall macht man es dem Leser, der sich fr den ersten Blick darauf nicht mehr als eine Minute Zeit nimmt, schwer, aus der dichtgedrngten Masse an Worten Ihre hervorstechenden Merkmale herauszufiltern. Meine Erfahrung zeigt eindeutig: es kommt dem Empfnger weniger auf die Seitenzahl, sondern auf die Darreichungsform der Informationen an, sprich Gliederung, Schriftbild und Priorisierung der genannten Details. Aufbau Lebenslauf Whrend der Lebenslauf in der Vergangenheit chronologisch aufgebaut war, fasst man heute gleichartige Stationen in Rubriken zusammen. blicherweise beginnt man mit den persnlichen Daten und lsst die Berufserfahrung folgen. Doch was, wenn Sie Ihren Abschluss an einer der fr Ihr Fachgebiet renommiertesten Universitten erlangt haben und dies die Eintrittskarte ins Wunschunternehmen ist? Dann tauschen Sie die Reihenfolge. Genauso gut lsst sich eine umfangreiche ehrenamtliche Erfahrung unter Berufserfahrung darstellen, sofern Sie dabei jobrelevante Erfahrungen gesammelt haben. Um zu entscheiden, wie Sie gliedern, versetzen Sie sich einmal in den Leser Ihrer Unterlagen: an welchen Stellen Ihrer Bewerbung sucht er nach bestimmten Informationen und wo gehen Informationen unter? Ein Paradebeispiel ist die Rubrik Sonstiges am Ende des Lebenslaufes, in der sich nicht selten interessante IT-Kenntnisse neben einer fachfremden Weiterbildung, verstaubten Grundkenntnissen in irgendeiner Sprache und die Nennung des nicht relevanten Fhrerscheins tummeln. Zusammenstellung Onlinebewerbungen Was gehrt zu einer Onlinebewerbung? Setze ich das Anschreiben in die Mail? Wie verarbeite ich die Anhnge? Kommt das Foto extra? Hierzu machen groe Unternehmen mittlerweile konkrete Angaben und bieten mehr oder weniger gut verstndliche Formulare auf ihren Webseiten an. Mittelstndler und kleine Unternehmen dagegen halten sich hufig noch bedeckt. Auch hier hilft ein Perspektivwechsel. Mchten Sie derjenige sein, der 50 Bewerbungen bekommt - jede mit einer Vielzahl einzelner, kryptisch benannter Anhnge und mit einem Anschreiben, das als unbersichtlicher Flietext in der Mail steht? Sie mssten, um eine gute bersicht ber alle Bewerber herzustellen, fr jeden Bewerber einen Ordner anlegen, alle Dateien da hinein kopieren, ggf. selbsterklrend umbenennen und das Anschreiben aus der Mail herauskopieren. Sie ahnen es: dieses Vorgehen ruft frmlich danach, dass Dateien vergessen werden oder Ihr Anschreiben ab diesem Zeitpunkt als Buchstabenhaufen kursiert. Tun Sie also Ihrem Adressaten und sich selbst den Gefallen und senden Sie alles in einer einzigen, selbsterklrend benannten PDF-Datei aus Anschreiben, Lebenslauf und Anhngen von maximal 5 MB. Gestaltung - Icons vs. old style. Mit der Gestaltung der Unterlagen mchten Sie einen Wiedererkennungswert schaffen und dem Leser ein sehr schnelles Erfassen Ihrer Highlights ermglichen. Machen Sie Ihren Auftritt daher zum Gesamtkunstwerk: das Layout unterstreicht Ihre Persnlichkeit, Ihre Position und passt zum Unternehmen. So ergibt sich automatisch, dass sich ein Head of Controlling im Chemiekonzern und eine kreative Projektmanagerin in einer hippen Werbeagentur sehr verschieden prsentieren. Ob Sie dabei Icons, Fortschrittsbalken oder farbige berschriften nutzen, ist nicht so entscheidend. Wichtig ist meiner Meinung nach die Aussagekraft dieser gestalterischen Elemente. Ist es reine Spielerei, ein Verzetteln im Bildchensuchen, das leider zu Lasten des Inhaltes geht oder ist es ein gezieltes Einsetzen optischer Highlights, das dem Leser die Orientierung im Dokument erleichtert? Sie sehen, es gibt kein Richtig und kein Falsch, sondern nur ein Passend. Passend zu Ihnen, passend zu Ihrem Job und passend zu Ihrer Argumentation und Aussage. Klingt aufwndig? Vielleicht im ersten Moment. Ich versichere Ihnen jedoch, dass die eingehende Beschftigung mit Ihren Unterlagen gleichzeitig eine ausgesprochen gute inhaltliche Vorbereitung fr die anstehenden Bewerbungsgesprche ist.

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