Wolfszeit - Bund der Verstoßenen

Prolog Die Strae war schon lange nicht mehr benutzt worden. Ein paar graue Pflastersteine, ihre Seiten zu ebenmig, um auf natrliche Weise geformt worden zu sein, ragten aus dem Schlamm, halb versunken, wie Erinnerungen an eine lngst vergangene Zeit. Es war eine der alten Straen, mit Magie erbaut, damals, als Magie in ihrem Volk noch erlaubt war. Manchmal wnschte Elais sich, sie htte in jener Zeit gelebt. Doch damals war nicht mehr als eine Geschichte, die ihre Mutter ihr an langen Abenden erzhlt hatte, wenn die Winterwinde die ste der Bume zum Schwanken brachten. Jetzt war die alte Strae kaum mehr als ein Pfad, dessen Wurzeln Elais zum Stolpern brachten und dessen Schmelzwasserbche ihre Haut taub werden lieen. Die einzige Erinnerung daran, dass hier einstmals andere vor ihr gegangen waren, war ein einsamer Wegstein, halb verwittert und rau unter Elais Hnden. In seiner Mitte ertastete Elais eine kleine Vertiefung. Es war eine Krone und ein Blatt des Lebensbaumes, das Zeichen der alten Knige ihrer Heimat. Wenn sie dem Weg folgte, wrden weitere Steine auf sie warten, bis sie schlielich an seinem Ende in Ferian ankommen wrde und dort bei der Schule der Magier Ich wnschte, der Einsiedler wre hier, dachte sie. Vielleicht knnte er mir Mut machen. Doch der Einsiedler war tot und Elais allein. Die Trnen kamen pltzlich und unerwartet. Elais erhob sich hastig. Nein. Nein, nein, dachte sie und wischte sich ber die Augen in dem verzweifelten Versuch, die Trnenflut aufzuhalten, doch noch whrend sie halb blind vorwrts hastete, sprte sie ihre Wangen khl werden und die Nadelbume um sie verschwammen zu graubraunen Flecken. Sie musste an etwas Anderes denken, doch das einzige andere Gesicht, das vor ihrem inneren Auge aufstieg, war das ihres Bruders, wie er sie bei ihrem Abschied angesehen hatte, voller Verachtung. Menschenfreundin hatte er sie genannt und ihr ins Gesicht gespuckt. In ihrem Kopf breitete sich die Szene erneut vor ihr aus. Ihre Mutter hatte daneben gestanden, mit Trnen in den Augen. Sie war von Kopf bis Fu in Silber gewandet, in Trauer um ihre Tochter. Nicht um sie, die vor ihr stand, sondern um die Tochter, die bereits gestorben war, die Tochter, die sie htte sein knnen. Die Tochter, die sich niemals dazu entschieden htte, ihre Heimat zu verlassen, um Magie zu lernen. Ihr Vater beachtete sie nicht. Elais kniete mit einem Herzen, das immer schwerer wurde, vor ihrem Beutel, wickelte Nussbrot in Bltter und legte es hinein. Schlielich stand sie auf, bereit zu gehen, doch ihr Vater sah nicht einmal von seinem Platz auf. Elorin, sagte ihre Mutter. Mchtest du dich nicht von Elais verabschieden? Ihr Vater sah auf, fragend. Mchtest du dich nicht von deiner Tochter verabschieden?, fragte ihre Mutter wieder. Da sah er sie an, doch sein Blick glitt ber sie hinweg wie Wasser ber einen Stein. Ich habe keine Tochter, sagte er. Der Schmerz in ihrer Brust war wie ein Stein, der wuchs und wuchs und sie von innen heraus zu erdrcken drohte. Elais biss sich in die Innenseite der Wangen, bis sie Blut schmeckte. Ihre Hnde schlossen sich krampfhaft um ihren Stab und fr einen Moment wnschte sie sich, dass sie die Kraft htte, ihn zu zerbrechen und den Kristall an seinem Ende zu zerschlagen. Es wre einfach, oh, so einfach ihn zurckzulassen. Sie knnte umkehren und vergessen, dass der Einsiedler ihn ihr je gegeben hatte, dass er ihr gezeigt hatte, was es mit der seltsamen Kraft auf sich hatte, die er manchmal benutzte, wenn nur sie beide zugegen waren. Du hast eine seltene Gabe, hatte er zu ihr gesagt, als sie ihre Hand auf den blauen Kristall am Ende des Stabs gelegt hatte und er aufleuchtete. Eine Welle aus Wind ging pltzlich von ihm aus, die ihr die Haare aus dem Gesicht wehte und das Gras um sie kreisfrmig niederdrckte. Du musst lernen, sie zu gebrauchen, sonst richtet sie sich gegen dich. Das war, kurz nachdem er in ihre Wlder gekommen war, ein einsamer Wanderer mit einer seltsamen Sprache und seltsam von Angesicht. Doch er hatte gelchelt und lustige Grimassen geschnitten, als Elais sich das erste Mal aus den Baumkronen zu ihm hinabgewagt hatte. Dort, auf dem Erdboden, wo seine Htte stand, hatte er ihr gezeigt, wie man kleine Tiere aus dem langen Gras flocht, das dort unten wuchs. Er muss fort!, hatte ihr Vater in derselben Nacht gesagt. Er sprach mit der ltesten, whrend Elais, zitternd in der Khle der Nacht, vor ihrem Haus hoch oben in den Bumen kauerte, um nur ja kein Wort zu verpassen. Es bringt nichts als Unheil, einen Menschen hier zu haben. Noch dazu einen Magier! Er hat versprochen, seine Magie nicht zu nutzen, erwiderte die lteste. Er ist aus der Gilde der Magier ausgestoen worden und hat genug von den Menschen. Dann soll er woandershin gehen!, rief ihr Vater. Eine kurze Pause, in der Elais versuchte, ihr Zittern zu unterdrcken, um kein Gerusch zu machen. Dann die Stimme der ltesten, scharf: Und was willst du tun, wenn er nicht friedlich geht? Denke daran, was das letzte Mal geschehen ist, als ein Elf einen Menschen ttete!#x201C; Elais verstand nicht alles, doch am nchsten Tag, als sie wieder zum Fu des Baumes stieg, war der Mann immer noch da. Wie sind deine Haare so dunkel geworden?, fragte sie ihn, als sie nach einigen Wochen begann, seine Sprache zu verstehen. Sie waren schon immer so, erwiderte er. Elais dachte darber nach. Ihre eigenen Haare und die aller anderen waren hell wie Sonnenlicht, das durch Nebel fllt. Bist du ein Mensch?, fragte sie schlielich. Der Mann lachte. Er hatte ein frhliches Lachen, das seine Zhne sehen lie, doch Elais merkte, dass seine Augen traurig blieben. Und was, wenn ich es wre? Elais antwortete nicht. Sie dachte an all die Geschichten, die ihre Mutter ihr erzhlt hatte, als sie klein gewesen war. Von Drachen, die Feuer und Tod ber ihre Wlder brachten, von Eladris Silberhaar, der sie bekmpfte und von den Menschen. Von ihrer Grausamkeit und dem Krieg, den sie gegen die Elfen fhrten, der vierhundert Jahre dauerte, bis die Elfen sich tief in ihre Wlder zurckzogen. Doch es wre unhflich, dies dem Fremden zu erzhlen. Wenn er ein Mensch war, dann sicher ein ungewhnlicher, schlielich hatte die lteste gesagt, dass die anderen ihn verstoen hatten. Wie heit du?, fragte sie stattdessen. Ein Einsiedler braucht keinen Namen mehr, sagte er. Elais kannte das Wort nicht, doch von diesem Tag an nannte sie ihn so. Jetzt wnschte sie sich manchmal, sie htte nach seinem richtigen Namen gefragt, doch ein Einsiedler war er, als er ihr beibrachte, das Licht in ihr selbst zu finden, das er Magie nannte, und der Einsiedler war er, als er starb. Versprich mir, deine Gabe zu nutzen, hatte er gesagt und seine Hnde hatten ihre fast schmerzhaft umfasst. Versprich mir, zur Schule der Magier zu gehen! Er sah sie aus seinen milchig blauen Augen an, die nun verschleiert waren, als shen sie die Dinge um ihn bereits nicht mehr. Es war das erste Mal, dass Elais jemanden sterben sah. Ich verspreche es, sagte sie. Der alte Mann schloss seine Augen und zum ersten Mal, seit Elais ihn kannte, lsten sich die tief eingegrabenen Linien seines Gesichtes. Im Tod sah er nicht mehr so alt aus. Der Pfad war nun nichts mehr als Schlamm, der sich schmatzend um ihre Knchel schloss. Elais wischte sich den Schwei von der Stirn und ging dann kurzentschlossen in den Wald hinein, der bis an den Wegrand reichte. Der Einsiedler hatte sie davor gewarnt, die alte Strae zu verlassen, aber er hatte bestimmt nicht vorhersehen knnen, in welch schlechtem Zustand sie zum Zeitpunkt ihrer Reise sein wrde. Auerdem verlie sie die Strae nicht wirklich sie lief lediglich ein paar Schritte von ihr entfernt im Wald entlang. Es wrde beinahe unmglich sein, sie zu verlieren. Ein paar Meter von der Strae entfernt war der Boden viel trockener und Elais atmete freier. Wenn sie das Tempo beibehielt, wre sie vielleicht schneller in Ferian als gedacht. Dann hrte sie Stimmen. Sie waren so leise, dass sie keine einzelnen Worte ausmachen konnte, nur Fetzen, die zu ihr drangen, wie das Murmeln eines fernen Baches Ohne nachzudenken ging Elais in Richtung der Stimmen. Sie war bereits so lange alleine, dass die Einsamkeit wie ein Alb war, der nachts auf ihrer Brust sa und ihr das Atmen schwermachte. Andere zu sehen, wenn auch nur von Weitem, wenn auch nur fr ein paar gestohlene Momente, erschien ihr wie ein Schatz. Die Stimmen waren jetzt deutlicher und Elais stolperte, in ihrer Hast, nherzukommen. Manchmal, wenn sie sich anstrengte, gelang es ihr, die Auren derjenigen um sie auszumachen. So hatte der Einsiedler sie genannt. Auren. Es war, als ob jedes Lebewesen aus sich heraus leuchtete, mal schwcher, mal strker und manchmal so stark, dass ein heller Schein es umkrnzte. Unwillkrlich suchte Elais nun nach den Auren der Personen vor ihr und tatschlich, da waren sie fnf schwache Umrisse, dunkler als die ihrer Familie und des Einsiedlers, aber dennoch vorhanden. Die Stimmen waren nun deutlicher und Elais konnte einzelne Worte ausmachen. schwre ich bei Rheya, sagte ein Mann gerade. Ich habe sie mit eigenen Augen gesehen. Rheya?, dachte Elais verwirrt, wer ist Rheya? Dann merkte sie, dass der Mann nicht in der Sprache ihrer Heimat, sondern in der des Einsiedlers gesprochen hatte und die Erkenntnis traf sie wie ein Schlag. Die f#xFC;nf Personen vor ihr waren keine Elfen sie war bereits seit Wochen unterwegs und hatte die Wlder ihrer Heimat lngst hinter sich gelassen. Es waren Menschen, die da in einem Kreis saen. Einen Augenblick stand Elais da wie erstarrt. Sie sollte zurckgehen. Sie wusste nichts ber die Menschen, die da vor ihr saen. Der einzige Mensch, den sie je gesehen hatte, war der Einsiedler gewesen. Dann gewann ihre Neugier die Oberhand. Der Einsiedler war auch ein Mensch gewesen und er hatte ihr nichts als Gte gezeigt. Es gab keinen Grund, die Menschen vor ihr zu frchten. Vorsichtig nherte Elais sich dem Gebsch, hinter dem die Auren schwach hervorleuchteten und sphte hindurch. Vier Menschen saen auf der Lichtung, drei Mnner und eine Frau. Sie hatten die seltsam stumpfen Ohren und runden Augen, die auch der Einsiedler gehabt hatte und ihr Haar war rindenfarben. Elais hatte Schwierigkeiten, ihre Gesichter zu unterscheiden. Ihre runden Augen und vorspringenden Nasen lieen sie seltsam gleichfrmig erscheinen. Ihre Kleidung war abgerissen und sie rochen nach altem Schwei, halbverdauten Rben und Erde. Elais rmpfte die Nase, dann sah sie an sich herab. Ihr einst dunkelgrnes Gewand war zu einem helleren Farbton verblichen und der Saum war zerrissen, dort, wo sie am Tag zuvor an einem Ast hngengeblieben war. Sie hatte sich diesen Morgen zitternd in einem der Schmelzwasserbche gewaschen, aber nun war sie mit Schlamm bespritzt und Schwei lief ihren Rcken hinab und lie ihr Gewand an ihrem Krper kleben. glaub ich nicht, sagte die Frau gerade. Sie lachte, ein freies, wildes Lachen, das Elais seltsam anziehend fand. Sicher, dass du nicht etwas von dem Selbstgebrannten des Hauptmanns gemopst hast? Ja, mischte sich einer der Mnner ein. Dann knntest du wenigstens etwas zum Abendessen beisteuern. Er lachte ebenfalls, doch der Mann, an den seine Rede gerichtet war, schwieg. Er trug ein Hemd, das wohl einmal blau gewesen sein musste, mit der nun verblichenen Abbildung eines Raubvogels darauf, eines Falken oder Habichts. Zwischen seinen Knien lag etwas, das wohl eine Kopfbedeckung aus Eisen sein mochte, auch wenn Elais sich beim besten Willen nicht erklren konnte, weshalb jemand Kleidung aus Eisen herstellen wrde. Elais betrachtete ihn und sprte, wie ihr Herz schneller zu schlagen begann. Der Mann hatte Angst. Glaubt, was ihr wollt, sagte er gerade, aber ich bin niemand, der seinen Dienst leichtfertig verlsst. Ich habe Frau und Kinder zuhause. Er vergrub das Gesicht in den Hnden. Wer wei, wann ich sie jetzt das nchste Mal sehen werde. Die Frau lachte wieder. Ach komm, sagte sie. Echsen grer als jeder Mann, die auf zwei Beinen gehen und Waffen fhren? Als nchstes behauptest du noch, einen Drachen gesehen zu haben. Der Mann schwieg und Elais sprte seine Furcht wie ein greifbares Ding. Lacht nur, sagte er schlielich. Vor einem Mond htte ich mir selbst nicht geglaubt. Doch wenn ihr einmal nachts wachgelegen habt und zwei krallenbewehrte Klauen ber das Gras tappen und ein geschuppter Schwanz um euer Zelt streicht, werdet ihr nicht mehr so ruhig und traumlos schlafen. Elais wich zurck; ob aus Furcht vor der Erzhlung des Mannes oder aus einem anderen Grund, konnte sie spter nicht mehr sagen, doch kaum hatte sie einen Schritt getan, als sie kaltes Metall in ihrer Halsbeuge sprte. Vorwrts, sagte jemand hinter ihr. Er gab ihr einen Sto und Elais stolperte auf die Lichtung und fiel. Die Mnner und die Frau sprangen auf, als sei ein Geist zwischen ihnen erschienen. Was ist das?, fragte die Frau voller Entsetzen und starrte Elais an. Keine Ahnung, sagte der Mann hinter ihr. Aber das hat euch belauscht. Ich wrde nchstes Mal vorsichtiger sein. Elais sprte die Blicke der fnf Menschen auf sich, die nun in einem Kreis um sie standen und erstarrte. Alle Geschichten von menschlicher Grausamkeit, die ihre Mutter ihr erzhlt hatte, kehrten in einem Augenblick zurck. Das, sagte der Mann, der bis jetzt noch nicht gesprochen hatte, is ne Elfe. Die anderen zwei Mnner und die Frau wichen vor ihr zurck. Ne Elfe?, sagte der Mann hinter Elais. Bist du sicher, Jo? Ich dachte, Elfen sind schon seit hundert Jahren tot. So sicher, wie ich hier stehe, entgegnete Jo. Schaut sie euch doch an! Die Menschen starrten. Es stimmt, sagte der Mann neben Jo. Ihre Ohren sind zu lang und zu spitz. Und ihr Gesicht sieht auch irgendwie komisch aus. Und was machen wir jetzt damit?, fragte der Mann hinter Elais. Wir knnen sie nicht gehen lassen, sagte Jo. Elfen sind gemein und hinterhltig. Kennt ihr nicht die Geschichten? Er zog sein Messer. Elais erwachte aus ihrer Starre. Spter fragte sie sich oft, warum sie nicht einfach mit den Menschen gesprochen hatte, ihnen erklrt hatte, dass sie ihnen nichts Bses wollte. Andererseits, vielleicht htte es auch keinen Unterschied gemacht. Stattdessen sprang sie auf, in die Richtung des Mannes mit der eisernen Kopfbedeckung. Sie hatte keinen Plan. Nur ein einziger Gedanke erfllte sie: Weg, nur weg hier. Die Menschen schrien auf und statt beiseitezutreten, vertrat der Mann mit der Kopfbedeckung ihr den Weg und sie stie mit ihm zusammen. Sie hat mich angegriffen, rief er und drehte ihr den Arm auf den Rcken. Ihr Stab fiel klappernd zu Boden. Seht ihr?, fragte Jo. Ich habs euch ja gesagt. Man kann sie keinen Moment aus den Augen lassen. Die Frau zog ebenfalls ein Messer aus ihrem Grtel. Es war lang und rostig und seine Spitze abgebrochen. Wir sollten sie tten, sagte sie. Doch es war Jo, der auf sie zutrat und sich zu ihr herabbeugte, das Messer in der Hand. Elais Gedanken rasten. Dumm. Sie war so dumm. Der Einsiedler hatte ihr hundertmal erklrt, was sie zu tun hatte und stattdessen hatte sie die Nerven verloren. Nun wrde sie ihre Familie nie wiedersehen und nie die Tore Ferians erreichen Das Metall des Messers drckte sich kalt in ihre Halsbeuge. Halt. Elais wusste nicht, ob sie das Wort laut ausgesprochen oder gedacht hatte, aber die Zeit verlangsamte sich und hielt schlielich an, wie ein Harzfaden, der sich zwischen Baum und Finger dehnt und langsam erstarrt. Sie ffnete ihre Augen. Sie wrde ihre Familie nie wiedersehen, egal, was in diesem Moment geschah, denn sie war verbannt fr das schlimmste Verbrechen, das einer ihres Volkes begehen konnte: fr den Gebrauch von Magie. Ihre Eltern wrden nie wissen, ob sie Ferian erreichte oder ob nur einige Hundert Meilen von Meldoria das Leben aus ihr hinausfloss und die Erde eines einsamen Waldes trnkte. Fr ihre Eltern war Elais bereits tot. Sie blickte Jo an, der noch immer das Messer in ihre Halsbeuge gepresst hielt und sprte die metallische Khle auf ihrer Haut. Wie alles um sie, war auch er erstarrt. Sie konnte sich nicht bewegen, denn Jo hielt sie noch immer in seinem jetzt starren Griff. Elais rief ihre Magie an. Sie konnte die Kraft spren. Dort in ihrer Krpermitte war sie und sandte Magie wie warme Wellen von sich aus. Aber noch eine zweite, ungleich strkere Kraft sprte Elais, und ihr Sitz war in der Mitte des Kristalls, der wenige Schritte neben ihr lag. Doch sie musste den Stab berhren, um sie zu benutzen. Stattdessen streckte sie ihre Hand nach dem Lichtteich in ihrer Krpermitte aus und tauchte sie hinein. Sie nahm nicht alles. Ihre Fingerspitzen ergriffen nur einen dnnen Faden aus Licht, der sich dehnte, als sie ihn aus sich herauszog. Er widersetzte sich ihr, aber sie gab nicht nach. Schlielich zerfaserte der Strang. Sie hatte dies nie zuvor mit einem Messer an ihrer Kehle getan und sie hatte noch nie solche Angst dabei gehabt. Sie wob keinen Schild um sich, der sie komplett umschloss, wie sie es in ihren bungsstunden mit dem Einsiedler getan hatte. Stattdessen konzentrierte sie sich auf die Stelle, wo das Messer sie berhrte. Behutsam, unendlich behutsam schob sie Fden aus Licht zwischen sich und die Messerklinge. Es war kein Fingerbreit Luft zwischen ihnen, aber dennoch schmiegten sich die Fden an ihre Haut, als sie sie dorthin fhrte und gaben ihr ein Gefhl der Sicherheit. Dann wob sie einen Teppich von Licht um ihre Arme, dort wo die Mnner sie gepackt hielten. Sie atmete aus. Sie schlug die Augen auf und sah einen Ausdruck der Verblffung auf dem Gesicht des Mannes vor ihr. Das Messer war immer noch an ihrer Kehle, aber das Gefhl des kalten Metalls war verschwunden. Was ist, Jo?, fragte die Frau. Worauf wartest du? Jo erhhte den Druck des Messers auf ihren Hals, Elais sah, wie die Adern auf seinen Unterarmen hervortraten, aber nichts geschah. Ich versuch's ja, sagte er. Aber es passiert nichts. Zeit wegzukommen. Elais spannte ihren Krper an. Sie hatte keine Ahnung, was der Zauber bewirkte, auf diese Weise angewandt. Nun, sie wrde es herausfinden. Sie sprang auf. Sie sprte keinen Widerstand an ihren Armen, nur ein khles Gleiten, wie Wasser, das an den Federn einer Ente abperlte. Im nchsten Moment war sie frei. Einen Augenblick lang war sie so verblfft wie ihr Gegenber, sie stand bewegungslos und starrte Jo in die Augen, der fassungslos zurckstarrte, die Hand, die das Messer umfasst hielt, nutzlos herabhngend. Elais bewegte sich als erste. Sie rannte vorwrts, an Jo vorbei, doch die Frau vertrat ihr den Weg. Es waren zu viele von ihnen, wurde Elais klar, nie wrde sie lebendig den Kreis verlassen, den die Menschen um sie geschlossen hatten, sie war zu langsam und die Menschen zu schnell. Stattdessen warf sie sich auf den Stab, der wenige Schritte neben ihr vergessen auf dem Waldboden lag. In dem Augenblick, in dem ihre Hand sich um das warme Holz schloss, packte einer der Mnner ihr Haar. Elais Kopf wurde zurckgerissen. Pltzlich erfllte sie brennende Wut. Sie hatte nichts getan und dennoch hatten die Menschen sie angegriffen. Fast ohne zu wissen, was sie tat, griff sie in das eisige Feuer des Kristalls und in ihre eigene Kraftquelle in ihrer Krpermitte und fhrte die beiden Quellen aus Licht vor sich zusammen. Die Luft um Elais zerbarst. Der Mann, der ihr Haar gefasst hatte, schrie. Und fr einen Lidschlag lang wurde Elais von einem wilden Triumph erfllt. Sie war stark, strker als Jo, strker als der Mann, der ihr Haar gefasst hatte oder die Frau mit dem rostigen Messer. Wenn sie wollte, knnte sie jeden von ihnen zerreien, zerpflcken, Glied fr Glied, wie die Bltter einer Blte. Dann war der Augenblick vorbei und Elais wurde von der Druckwelle erfasst und zurckgerissen. Ich habe den Schild vergessen, dachte sie, bevor sie auf dem Boden aufschlug. Alles wurde Schwarz. Als sie wieder zu sich kam, sprte sie jeden Knochen in ihrem Krper. Ihre Haarwurzeln schmerzten und in ihrer Krpermitte, dort, wo ihre Magie war, sprte sie eine Leere, als ob sie zu lange nichts gegessen htte. Nur dass es nicht Nahrung war, nach der ihr hungerte; sie vermisste den Teil ihrer Kraft, den sie aus sich herausgezogen hatte. Es war still, so still, dass Elais schlielich wagte, ihre Augen zu ffnen. Sie wusste nicht, wie lange sie bewusstlos gewesen war, es htten mehrere Stunden sein knnen oder auch nur ein paar Augenblicke. Es war immer noch Tag, zu viel Zeit konnte also nicht verstrichen sein. Sie sprte die Auren der Menschen um sich, reglos am Boden liegend und schwcher als zuvor, aber immer noch da. Mit pltzlicher Intensitt bemerkte sie die Hand des Mannes, der ihr Haar gepackt hatte, an ihrem Hinterkopf. Elais lag auf ihr. Ekel berkam sie. Sie setzte sich abrupt auf, nahm ihren Stab und erhob sich mhsam. Sie wre gerne fortgelaufen, aber ihre Beine zitterten und weigerten sich, sie zu tragen. Ihr ganzer Krper zitterte. Sie hatte Angst. Sie hatte Angst vor dem, was vor ihr lag, vor dieser Strae, die sie werweiwohin fhren wrde, zu neuen Begegnungen mit anderen Menschen. Sie hatte Angst vor ihrem Ende, vor der Schule der Magier, in einer unbekannten Stadt voll fremder Leute. Aber wenn sie ehrlich war, dann war das, was ihr am meisten Angst einflte, dieser winzige Moment, so kurz, dass es einfach sein wrde, ihn in den Tagen, die da kommen wrden, zu vergessen der Moment, in dem sie keine Angst empfunden hatte, sondern nichts als weie Wut und ein Gefhl des Triumphes.

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