7 Säulen der Achtsamkeit

// Achtsamkeit Was steckt eigentlich hinter diesem Begriff? Wir haben alle eine Vorstellung davon, was fr uns Achtsamkeit ist. Der Begriff kommt mittlerweile berall vor: im Management - da gibt es dann Seminare ber achtsamen Fhrungsstil oder Kommunikation ... in Ratgeberbchern: Achtsam durch das Leben ..., Achtsam essen , Achtsamkeit in der Liebe und Partnerschaft oder bei der Kindererziehung, ... Ich knnte jetzt unendlich weiter schreiben. Ja, wir sehnen uns wohl alle danach, achtsam mit uns zu sein und mit anderen. Daher kann man das Thema ja auch gut vermarkten und mit ihm viele Produkte verkaufen. Die wohl ltesten Schriften in denen die Achtsamkeit erwhnt wird finden wir im Buddhismus. Keine Angst, ich zitiere jetzt keine buddhistischen Schriften. Aber was steckt dahinter, was ist Achtsamkeit? Wenn ich in meinen Kursen den Begriff mit meinen Teilnehmerinnen bespreche, kommt meist: ,,im Moment sein, bewusster handeln, in sich hinein hren, im Augenblick da sein, nicht woanders sein, im Krper sein, nicht auer sich sein, Wertschtzung sich selbst und anderen gegenber, und noch vieles mehr. Im Duden heit es zum Begriff achtsam (Bedeutungsbersicht): 1. aufmerksam, wachsam 2. vorsichtig, sorgfltig Ich finde, der folgende Satz fasst es gut zusammen: Achtsamkeit bedeutet, alles was im Augenblick geschieht bewusst wahrzunehmen ohne es zu beurteilen oder auf die Beurteilung gleich aufzusteigen. Ich erklre in meinen Vorgesprchen zum MBSR 8 Wochen Kurs den Begriff Achtsamkeit, oder was fr mich alles darin enthalten ist, gerne anhand der sieben Sulen der Achtsamkeit: 1. nicht beurteilen 2. Geduld 3. Anfngergeist 4. Vertrauen 5. nicht greifen 6. Akzeptanz 7. loslassen 1. nicht beurteilen - was wohl nicht bedeutet, nicht zu beurteilen, sondern nicht seinem ersten Urteil gleich die ganze Macht zu geben, vielmehr der Situation eine Chance zu geben, so zu sein wie sie ist, ohne mein Urteil. Wenn wir anfangen unsere Gedanken zu beobachten - wie bei einer Meditation /Atembetrachtung - stellen wir fest, dass wir ununterbrochen Gedanken haben wie: ,, Ntzt mir dies oder ntzt mir das? Ist das gut oder schlecht? Mchte ich das haben oder auf keinen Fall? Es geht die ganze Zeit so, dass wir alles beurteilen. Das kann einen dann schon erschrecken, dass der Gedankenstrom ununterbrochen da ist. Du kannst das auch gerne mal ausprobieren: Wenn du in einen Raum kommst und es kommt noch jemand dazu (den du nicht kennst), oder du kommst in einen Raum, in dem schon andere sind: Was geht dir da durch den Kopf? Hm, wo mchte ich sitzen? Wer sieht sympathisch aus? ... Oder was fr Gedanken hast du, wenn sich eine andere Person neben dich setzt? ... Hier mal ein Beispiel von mir: Vor Jahren hatte ich mich mit einer Frau ber das Internet zu einer Unterweisung des Dalai Lama verabredet. Ich wollte ihr behilflich sein, da sie dort die rtlichkeiten nicht kannte. Also machten wir einen Treffpunkt aus an einem Stand auerhalb des Kongresszentrums, wo noch viele andere Menschen unterwegs waren. Besagte Person kam auf mich zu und ich dachte nur Oje, was fr eine Trulla mit Gucci-Lacktschchen, wasserstoffblond gefrbten Haaren, aufgeklebten Fingerngeln ! Nix wie weg, sie wei ja nicht, wie ich aussehe! Zu spt, sie hatte mich schon entdeckt und gleich angesprochen. So habe ich ihr erst einmal, wie versprochen, die Rumlichkeiten gezeigt und sie dabei kennengelernt. Wir waren dort eine Woche und haben die ganze Zeit miteinander verbracht, sehr viel Spa gehabt und viel gelacht. Daraus ist dann eine Freundschaft entstanden, die wre es nach mir gegangen - nie entstanden wre. Ich bin ihr sehr dankbar, dass sie mir so klar vor Augen gefhrt hat, was mein erstes Urteil mir fr eine Chance genommen htte. Jahre spter habe ich ihr davon erzhlt und sie hat schallend losgelacht: Ihr erstes Urteil war: Oh je, was fr eine kotrutsche Sie war damals schon ein Schritt weiter und hat mir die Chance gegeben die zu sein, die ich bin, und nicht die, die sie sah. Ja, es geht, wie schon erwhnt, nicht darum, nicht zu beurteilen, sondern erst einmal festzustellen, dass wir es stndig tun. Das Bewusstsein dafr zu entwickeln, dass wir das stndig tun, ist der erste wichtig Schritt. Der zweite ist dann zu erkennen, dass dieses stndige Beurteilen/Bewerten oft zu unreflektiertem Handeln fhrt, wie im Autopilot. Aber dazu schreibe ich ein anderes mal. 2. Geduld Ja, darunter knnen wir uns alle etwas vorstellen. Im Zusammenhang mit Achtsamkeit ist hier nicht nur die Geduld mit anderen gemeint sondern auch die Geduld mit uns selbst. Dass jeder seinen Weg geht und, auch wenn wir scheinbar dasselbe tun, nicht gleich dasselbe dabei passieren muss. Damit ist hier also gemeint zu akzeptieren, dass man gewisse Prozesse nicht beschleunigen kann, auch wenn man es noch so gerne mchte. Als Kind habe ich gedacht, wenn ich eine Schmetterlingslarve aufbreche, kann ich damit den Schmetterling befreien. Als Erwachsene wei ich, dass das leider nicht funktioniert. Und trotzdem gibt es auch bei uns Dinge und Prozesse, die wir gerne beschleunigen wrden, wo wir ungeduldig sind und wir gerne am Gras ziehen mchten. 3. Anfngergeist Den verlieren wir als Erwachsene leider auch sehr oft. Wir haben diese oder jene Situation schon einmal so hnlich erlebt und wissen damit genau, was jetzt passieren wird oder was der andere jetzt sagen mchte. Z.B.: Wenn sie so schaut, hat sie immer schlechte Laune und brllt gleicht. Da gibt es viele Situationen, die uns tglich begegnen. Wir glauben oft, schon innerlich zu wissen, was passieren wird, und das merken wir gar nicht. Bei der Praxis der Achtsamkeit - ob in der Meditation oder im Alltag - geht es immer darum, von Augenblick zu Augenblick den Geist des Anfngers zu behalten oder immer wieder neu zu entwickeln: Dinge mit den Augen eines Kindes zu sehen wie beim ersten Mal. Der Situation auch die Chance zu lassen, diese Situation zu sein und nicht die, die man schon voraus sieht, weil es ja immer so ist. 4. Vertrauen Damit ist gemeint: Vertrauen in die eigene Weisheit. Wir sind daran gewhnt, dass uns immer jemand von auen sagt, was richtig und was falsch ist. Wir vertrauen wenig unserer eigenen Weisheit, unserem eigenen Wissen. Wir haben gelernt zu fragen, ob es in Ordnung ist, was wir gerade machen, und uns daran zu orientieren, was andere sagen. Aber es geht darum, sich selbst die Antwort zu geben, wie z.B. Ich darf weniger arbeiten, ich kann mich auf meine innere Stimme verlassen und wei, was ich brauche. Das ist etwas, das wir, wie ich finde, gut mit Krperarbeit wie Achtsamkeits-Yoga wieder erlernen knnen. Da geht es dann darum ein Vertrauen darauf zu entwickeln, dass unser Krper schon wei, wann er uns einen Warnschmerz gibt oder wann es ein Dehnungsschmerz ist, weil dieses Krperteil schon lange so nicht mehr bewegt wurde. Das Gefhl fr die eigene innere Weisheit wieder zu spren, ihr zu vertrauen, dauert etwas. Und wie mit allem bedarf es der bung, auch wenn es mal unangenehm wird. 5. Nicht greifen Wir sind in unserem normalen Leben gewohnt, dass unsere Handlungen immer einen Zweck haben. Es muss immer irgendwie etwas passieren, da steckt immer eine Absicht dahinter. Bei der Achtsamkeit geht es darum, eine absichtslose Haltung einzunehmen. Wie in der Meditation geht es dabei um aktives Nichts-Tun - einfach einmal, mindestens fr diesen Moment, in dem ich Achtsamkeit praktiziere, das Ziel hintenan zu stellen. ,,Einfach mal da zu sein, im gegenwrtigen Augenblick, von Moment zu Moment. Egal, ob es langweilig oder aufregend ist, man nervs ist oder sonst wie. Wirklich im gegenwrtigen Moment zu sein, ihn da sein zu lassen und ihn wahrzunehmen, egal wie er gerade ist. 6.Akzeptanz Ist eine weitere Sule und sie ist wohl das, was uns am schwersten fllt. Unwohlsein, Freude, Kummer alles, was uns im Leben widerfhrt, ob wir es als angenehm (positiv) oder unangenehm (negativ) einstufen, zu akzeptieren. Das heit nicht, es zu verdrngen oder schnzureden, sondern es so anzunehmen wie es ist, ohne es verndern zu wollen. Was uns bei sogenannten positiven Dingen wohl leichter fllt. Aber auch da sind wir geneigt, es anders haben zu wollen, vielleicht noch ein wenig mehr oder schner Aber es muss gar nicht so etwas Groes sein wie ein groes Schicksal, anhand dessen wir Akzeptanz ben knnen. Ein Beispiel: Stell dir vor, du kommst gerade die Treppe zum Bahnsteig hoch und der Zug schliet in dem Moment die Tren. Du kannst nichts mehr machen, der Zug ist weg, und trotzdem regst du dich auf. Hoa, wre ich doch nur ein wenig schneller gelaufen! Aber es standen ja so viele im Weg! Wenn der andere Zug pnktlich gewesen wre, htte ich den Anschluss bekommen! oder so ... Das hat aber so berhaupt keinen Sinn. Aber nicht nur du regst dich auf, schau dich in so einer Situation mal auf dem Bahnsteig um, was da alles passiert: Es wird telefoniert, geschimpft und lamentiert. Den Zug bekommen wir aber trotzdem nicht mehr. Da ist so viel Energie, ... . Vielleicht wrde uns ja gerade dieser Augenblick etwas bringen an Erfahrung, wenn wir die Mglichkeit htten, ihn uns mit Ruhe anzusehen. Wenn wir offen fr den Moment wren und nicht schon in der Zukunft oder der Vergangenheit mit unserem rger verbunden. Ja, und die Unfhigkeit zu akzeptieren macht uns auch ein bisschen starr, nicht nur geistig, sondern auch oft krperlich - und ich finde, das fhlt sich nicht gut an. 7. Loslassen Wir wollen natrlich immer Dinge haben, und wenn wir sie haben auch nicht mehr hergeben, also halten wir an ihnen fest. Ja, und sie sollten sich auch mglichst nicht verndern. Gegenstnde sollten mglichst immer wie neu sein, die Liebe immer ganz prickelnd frisch usw. Da fllt es uns natrlich nicht leicht loszulassen. Das passiert dann auch in der Achtsamkeitspraxis. Z.B. in der Meditation kommt ein ganz starker Gedanke oder ein Gefhl und wir knnen es nicht loslassen. Da ist es dann, so finde ich, eine tolle Praxis, den Gedanken zum Beobachtungsobjekt zu machen. Zu akzeptieren, dass da gerade ein so starker Gedanke ist und genau hinzuschauen, das Festhalten zu betrachten: Wo spre ich, dass ich das festhalten mchte? Aber es sollte eine bewusste Entscheidung sein und nicht so, dass unser Geist uns mit dem Gedanken forttrgt in die Zukunft oder in die Vergangenheit. Und mit der Zeit der bung kann man es, finde ich, ganz gut bemerken, wenn man weggetragen wird. Wo du das jetzt alles gelesen hast, magst du vielleicht denken: Und was soll mir das alles bringen? Oder: Das habe ich alles schon mal gehrt, aber achtsamer bin ich trotzdem nicht geworden. Die Frage: Wie kann ich das in mein Leben integrieren? ist hier der Schlssel. Und das geht nur durch bung, bung, bung. Und am besten mit einem freundlichen, neugierigen Anfngergeist. Wenn ich ber Achtsamkeit lese oder rede ist es, wie wenn ich mir eine Speisekarte anschaue oder sie lese. Achtsamkeit zu ben ist, das Essen zu bestellen und die Speisen auch zu kosten. In diesem Sinne: Wenn du magst, kannst du auch gerne bei mir auf der Facebook-Seite vorbeischauen, da gebe ich immer mal wieder kleine Achtsamkeitsimpulse. Oder melde dich bei mir, wenn du mehr erfahren mchtest. Wenn dich ein 8 Wochen Kurs MBSR -Stressbewltigung interessiert, dann schau auf der MBSR Verbandsseite, wer bei dir in der Nhe Kurse gibt, und frag nach einen unverbindlichen Vorgesprch. Bis dann alles liebe Ela

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